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Besonderer Teil.
wassers beteiligt waren. Hier wird erstmals der Begriff basisches
Salz ausgesprochen.
Alle diese Versuche führen zu dem einen Ergebnis, daß das Magne-
sium bei weitem nicht mehr die Energie und Basizität der
Alkalimetalle besitzt, aber auch nicht mehr diejenige des Calciums.
Wie verhält es sich nun gegenüber den „Gebrauchsmetallen‘‘ Zink, Eisen,
Kupfer usw.? Um dies zu prüfen, bringt der Lehrer nacheinander in
kleinen Bechergläsern oder in weiten‘ Probierröhren zuerst äquivalente
Mengen Eisenpulver und Jodpulver, darauf Magnesiumpulver und Jod-
pulver durch Zutropfen von Wasser in Reaktion und zeigt, daß das Magne-
sium viel heftiger einwirkt. Daß es wirklich energiereicher ist als Zink,
ließe sich mittels des Kalorimeters zeigen, aber nur recht umständlich
und dazu für Schulversuche nur wenig genau. Bequemer mißt man da-
gegen die Energie mit dem Galvanoskop. Das Meßinstrument ist einer-
seits an eine Platinelektrode angeschlossen, welche in frischem Chlorwasser
steht, andererseits ist sie mit einem dreipoligen Umschalter verbunden,
welcher nacheinander einen Zinkstab und einen Magnesiumstab dem
Platin gegenüberzustellen erlaubt. Dabei sieht man, daß beide Metalle
kräftige Ausschläge des Zeigers hervorrufen und zwar beide nach der
gleichen Richtung, das Magnesium aber viel stärker als das Zink.
Ihre Erklärung finden die Vorgänge in dem Begriff des Lösungs-
iruckes nach Nernst: Das Bestreben, positive Ionen in die Flüssigkeit
zu pressen, der Lösungsdruck, ist bei beiden Metallen vorhanden, aber
beim Magnesium stärker als beim Zink. Er ist in seinem Wesen vergleich-
bar dem Dampfdruck einer Flüssigkeit oder dem osmotischen Druck einer
Lösung. Gleich diesen ist er eine Naturkonstante von ganz bestimmter,
nur dem Magnesium bzw. dem Zink zukommenden Größe. Der Begriff
des Lösungsdruckes wird hier zum erstenmal gebraucht. Es erweist sich
als nützlich, hier wieder einen kleinen physikalisch-chemischen Abschnitt
einzuführen, dem Gebiet der Elektrochemie entnommen. Fast niemals
geht der physikalische Unterricht eingehend genug auf dieses für chemische
Untersuchungen sehr fruchtbare Gebiet‘ ein. Nun eignet sich gerade
das Magnesium bei seinen bald an die Erdalkalien, bald an die Schwer-
metalle erinnernden .Eigenschaften für solche grundlegenden Versuche.
In zwei Probiergläsern erhitzen die Schüler nebeneinander. Magnesium-
pulver in destilliertem Wasser und in einer verdünnten Magnesiumchlorid-
‚ösung. Da die Lösung des letzteren mehr negative Ionen in sich enthält,
als das reine Wasser, so findet hier der Lösungsdruck des Metalles eine
größere Unterstützung, ein weiteres Entgegenkommen: reichlich bilden
sich hier positive Magnesiumionen, welche aber sofort mit den Hydroxyl-
jonen des Lösungswassers zusammentreten und als Niederschlag sicht-
bar werden.