Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

Vorschläge zur Behandlung der Oberstufe. 361 
Eine noch. mehr negative Ionen enthaltende Flüssigkeit, die Salz- 
säure, wirkt bekanntlich noch stärker: der Lösungsdruck zwingt das 
Metall, sich mit Chlorionen zu vereinigen und zu Magnesiumchlorid zu 
werden, wobei zugleich die positiven Wasserstoffionen der Säure zu Gas- 
nolekeln zusammentreten und entweichen. 
Dieselben Eigenschaften wie das Magnesium zeigt beim entsprechen- 
den Versuch auch das Zink, nur wesentlich schwächer. Ein Stück Platin 
dagegen zeigt den Vorgang des Lösens überhaupt nicht, auch nicht in 
Salzsäure. Kupferpulver oder fein verteiltes Blei werden nur langsam 
angegriffen, wenn man sie in der Säure erhitzt. Also können hinsichtlich 
der Größe des Lösungsdruckes die Metalle schon auf rein chemischem Weg 
in eine Reihe gebracht werden: Mg—-Zn—Cu—Pb—Pt. Zum unmittel- 
baren Vergleich stellt man diese Metalle in zerkleinerter Form in Pro- 
biergläsern auch mit verdünnter Schwefelsäure nebeneinander auf und 
läßt diejenigen, welche sich nicht sofort lösen, wochenlang an einem den 
Schülern sichtbaren Platze stehen. 
Der. Lösungsdruck der Metalle muß, wenn weder gasförmige, noch 
feste Abscheidungen erfolgen, nach einiger Zeit eine natürliche Grenze 
finden: sobald das Metall eine gewisse Menge positiver Ionen ausgestoßen 
hat, ist es dabei selber so stark negativ geworden, daß es die positiven 
Ionen wieder an sich zu ziehen beginnt. Damit muß der Vorgang sich 
beendigen, sonst würde ja ein Perpetuum mobile daraus entstehen. 
Als Schülerversuch wird jetzt die Kapazität des betreffenden Metalles 
dadurch vergrößert, daß man einen Kohlestab — bei Demonstrations- 
versuch ein Platinblech — leitend damit verbindet; jetzt wird auch die 
Kohle negativ werden und das Metall wird sich so lange auflösen können, 
bis auch hier wieder eine Sättigung erreicht ist. Wird jetzt die Kohle 
sbenfalls in die Salzlösung getaucht, so kann sich die Äußerung des Lösungs- 
druckes und die anziehende Wirkung auf die positiven Ionen an zwei 
räumlich getrennten Stellen kundgeben: Das Metall löst sich und zugleich 
werden eine äquivalente Menge positiver Ionen des Lösungsmittels an dem 
Platinblech entladen. Als Metall für diesen Gruppenversuch dient zunächst 
ain Stück Magnesiumband; in die Leitungsbahn zur Kohle ist ein Galvano- 
skop (Magnetnadel) eingeschaltet, als Salzlösung („Elektrolyt‘“) dient 
eine sehr verdünnte Lösung von Chlormagnesium. Solange die Kohle 
aicht eintaucht, ist am Metall keine Änderung wahrnehmbar. Sobald 
aber die Kohle in die Flüssigkeit kommt, scheiden sich Gasbläschen an ihr 
ab, und zugleich fließt ein Strom durch die Leitung. Derselbe dauert so 
lange, bis das Metall aufgebraucht ist. Die Kohle beteiligt sich nicht un- 
mittelbar beim Zustandekommen des Stromes. Sie ist die „Ableitungs- 
elektrode‘“, während dem Magnesium die Bezeichnung „Lösungs- 
elektrode‘“ oder „negativer Pol‘ zukommt. Der Elektrolyt reichert sich
	        
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