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Besonderer Teil.
schuß von Lauge sich nicht mehr auflöst. Auf eine neue Eigentümlichkeit
des Hydroxydes kann an dieser Stelle eingegangen werden, auf die Bil-
dung eines Kolloides. Ob der Begriff der Kolloide jetzt schon für die
Schule verwendbar ist, mag dahingestellt sein. Jedenfalls ist hier eine
günstige Gelegenheit geboten, ihn durch Demonstrationsversuch als Tat-
sache einzuführen. In eine Lösung von Ferrichlorid wird frisch gefälltes
und ausgewaschenes Ferrihydrat eingerührt, wodurch die Flüssigkeit
dunkelrot wird. Sie wird im Dialysator bis zur folgenden Unterrichts-
stunde ausgesüßt. Dann bringt man sie in ein U-Rohr und zeigt, daß
sie den Strom nicht leitet, daß sie also keine Ferriionen enthält. Darauf
werden einige Kubikzentimeter mit Lauge, einige mit Kochsalz zusammen-
gebracht, ein dritter Teil wird erwärmt: In allen drei Fällen gerinnt das
Kolloid zu unlöslichem Ferrihydrat und Wasser.
Ein nützlicher Zusammenhang zwischen dem Eisen und den später
zu behandelnden Metallen Chrom und Mangan kann zweckmäßig hier
bereits angeknüpft werden. Dem chromsauren und mangansauren Kalium
antspricht auch ein eisensaures Kalium. Man kann zwar mit dem-
selben weiter nichts zeigen, als daß es eine rotgefärbte Masse bildet, welche
durch Oxydation mit schmelzendem Salpeter entstand und deren Lösung
sich beim Erwärmen zersetzt. Aber die Tatsache, daß das Eisen über-
haupt eine solche Substanz zu bilden vermag, trägt wesentlich zum Ver-
ständnis der Chromate und Manganate bei.
Nun geht der Unterricht auf die komplexen Salze des Eisens ein.
Die Darstellung eines solchen geschieht am einfachsten unter Benützung
der Weinsäure. Die Schüler erhalten eine Lösung von Ferrosulfat, dazu
außerdem Seignettesalz. Die zerkleinerten Kristalle werden in der Vitriol-
lösung aufgelöst und Lauge dazugegeben. Das anfangs ausfallende Ferro-
hydrat löst sich in einem Überschuß der Lauge wieder auf. Aus der dunkel-
grünen Flüssigkeit fällt weder eine Sodalösung Ferrokarbonat, noch Am-
moniak das Hydroxyd: Die Flüssigkeit enthält also zwar Eisen, aber
keine Ferro- oder Ferriionen. Dies ist nur dadurch möglich, daß das Eisen.
Aufnahme in die übrigen Bestandteile des Salzgemisches gefunden hat,
so zwar, daß es jetzt Teil eines größeren Ions wurde, Verbindungen,
welche nicht mehr die Ionenreaktionen ihrer zusammen-
setzenden Bestandteile zeigen, nennt man komplexe Salze.
Das ferroweinsaure Kalium vermag sich zu ferriweinsaurem Salz zu oxy-
dieren, wovon bereits S. 373 Gebrauch gemacht wurde. Jetzt berichtet
der Lehrer über die Entstehung anderer komplexen Ferro- und Ferriver-
bindungen, der Blutlaugensalze, welche für die Praxis ein wesentlich
größeres Interesse haben. Das Ferrocyankalium wird vorgezeigt und seine
Darstellung durch einen Glührohrversuch mit verkohltem Leder und
Natrium durch den Lehrer nachgeahmt. Hierbei wird nicht das reine