Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

Vorschläge zur Behandlung der Oberstufe. 
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Ferrocyankalium sichtbar, sondern diejenige Substanz, welche den Cyan- 
verbindungen ihren Namen gegeben hat, das Berlinerblau. 
Erfahrungsgemäß bieten die Cyanverbindungen den Schülern 
große Schwierigkeit, so daß der Unterricht sich auf diesem Gebiet außer- 
ordentlich beschränken muß. Wo ein organischer Kursus vorgesehen ist, 
kann man ihnen jedenfalls mehr Zeit widmen, als im entgegengesetzten 
Fall. Für den unorganischen Unterricht dürfte es genügen, wenn das gelbe 
Blutlaugensalz als Vertreter der ganzen Familie in tunlichster Kürze 
untersucht wird. Das Ferrocyankalium kommt zur Verteilung. Die Schüler 
stellen den Gehalt an Kristallwasser fest und prüfen die Löslichkeit in 
Wasser. Weder auf Zusatz von Lauge noch von Natriumkarbonat entsteht 
in Niederschlag: Ferro- oder Ferriionen sind also keine vorhanden. In- 
zwischen wird durch den Lehrer eine kleine Menge des Salzes unter dem 
Abzug durch konzentrierte Schwefelsäure zerstört und die Säure abge- 
raucht. Der mit Wasser verdünnte Rückstand kommt zur Verteilung; 
mit Lauge gibt er die Fällung von braunem Ferrihydrat: Trotz der vorhin 
ausgebliebenen Reaktion war also das gelbe Salz eisenhaltig. Der Lehrer 
ı1ennt die Zusammensetzung K,Fe(CN); mit dem Anion Fe(CN);’””. Die 
liesem Salz zugrunde liegende Säure wird aus der konzentrierten Lösung 
zruppenweise mit starker Salzsäure ausgefällt, abfiltriert und auf Zusatz 
von Lauge wieder in Lösung gebracht. Darauf wird eine Lösung von 
Ferrocyankalium als Reagens dazu benützt, um in Ferrilösungen das 
Vorhandensein von Ferriionen zu zeigen. Die Empfindlichkeit der Reak- 
tion wird geprüft. Der blaue Niederschlag mit Ferrichlorid ist selbst ein 
Ferrisalz: denn wenn er mit Lauge zusammengebracht wird, entsteht 
Ferrihydrat; die blaßgelbe Flüssigkeit liefert dagegen mit Ferrichlorid 
wiederum Berlinerblau. Danach läßt sich die Reaktionsgleichung für die 
Blaubildung aufstellen. Auch das Verhalten des Kaliumferrocyanides 
zu Ferrosalzen wird geprüft. Ferner sind die Schüler gleich zu Beginn 
der Unterrichtsstunde auf einen Versuch aufmerksam zu machen, welchen 
der Lehrer schon vorher unter dem Abzug angesetzt hatte und welcher 
gegebenenfalls erst in der folgenden Stunde zur weiteren Ausführung 
xommt. In eine Lösung des Ferrocyanides wird längere Zeit Chlorgas 
äingeleitet. Später dampft man die Flüssigkeit ein, wobei die roten Kristalle 
von Ferricyankalium hinterbleiben. Das käufliche Salz wird vor- 
zezeigt, und jeder Schüler erhält einen Kristall zum Auflösen. Auch hier 
wird die Abwesenheit: von Ferriionen mittels Lauge nachgewiesen. Dann 
wird das Ferricyanid als Reagens auf Ferroionen verwendet. Ein Vergleich 
der beiden Blutlaugensalze zeigt, daß beide das gleiche Anion haben, aber 
mit verschiedener Wertigkeit. Ihre Namen Ferro- und Ferricyanid sind 
den Oxydationsstufen des Eisens nachgebildet, wie ja auch tatsächlich 
das Ferricyanid durch Oxydation mittels Chlor aus dem anderen erhalten
	        
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