Vorschläge zur Behandlung der Oberstufe. 395
Niederschläge unter Bildung komplexer Salze in einem Überschuß von
Ammoniak wieder auflösen und daraus mit Salpetersäure abgeschieden
werden können. Als Demonstrationsversuch fällt der Lehrer Silbernitrat-
lösung mit Natriumkarbonat und führt darauf eine quantitative Spaltung
des käuflichen Karbonats durch Erhitzen im. Probierglas aus. Das ent-
stehende Gasgemisch wird in der Bunte-Bürette aufgefangen; durch
Schütteln mit Lauge werden ?2/, des Gases als Kohlendioxyd, der Rest
durch Absorption mit Pyrogallol als Sauerstoff erkannt.
Der Lehrer zeigt den in Stangenform gegossenen Höllenstein des
Handels vor. Die Schüler erhalten kleine Stücke davon, welche sie in destil-
liertem Wasser auflösen. Die Flüssigkeit reagiert neutral: Also muß das
Silber stark basische Eigenschaften besitzen, ähnlich den Alkalien. Die
Lösung wird hierauf mit Chlornatrium gefällt und das; Chlorsilber auf
einem Filter gesammelt. Nach wiederholtem Auswaschen mit warmem
Wasser wird das Filter auf einer reinen Glasplatte ausgebreitet und dem
Licht ausgesetzt. Sobald das Dunkelwerden unzweifelhaft beobachtet
ist, wird mit einem empfindlichen Lakmuspapier die schwach saure
Reaktion des Rückstandes nachgewiesen, Der photochemische Prozeß
ist ein Reduktionsvorgang. Hierauf kocht jeder Schüler eine sehr
geringe Menge Chlorsilber mit starkem Salzwasser, so daß tunlichst kein
Rückstand hinterbleibt; nach dem Erkalten zeigt sich wieder festes Chlor-
silber: also war es in der Kochsalzlösung unter Bildung eines komplexen
Salzes gelöst. Der Rest des Chlorsilbers wird darauf gruppenweise in
einige Kubikzentimeter einer Lösung von unterschwefligsaurem Natrium
eingetragen, worin er sich auflöst; in die Flüssigkeit werden blankgeputzte
Stückchen Kupferblech eingetaucht, worauf sich das Silber sofort ab-
scheidet. Auch das Hyposulfit bildet also mit dem Silber ein komplexes
Salz. In diesem Zusammenhang wird die Tatsache ausgesprochen, daß
bei den Schwermetallen die Bildung komplexer Salze im allgemeinen sehr
häufig zu beobachten war. Die Notiz isf wichtig, weil sie auch bei den
edleren Metallen stets wieder gefunden wird.
Nun folgt an einem praktischen Beispiel die Erklärung der photo-
graphischen Operationen. Stets kann sich hierbei der Lehrer auf
die Mithilfe einer Anzahl photographierender Schüler stützen. Die Her-
stellung der photographischen Platten wird beschrieben und eine Platte
bei Tageslicht vorgezeigt, hierauf mit der photographischen Kamera
aus der physikalischen Sammlung eine Aufnahme gemacht. Das Ent-
wickeln geschieht je nach den örtlichen Verhältnissen mit größeren Schüler-
gruppen im Dunkelzimmer oder auch in Gegenwart der ganzen Klasse im
Unterrichtszimmer. Das allmählich entstehende Bild wird gezeigt; nach-
dem die anhaftende Entwicklerflüssigkeit mit Essigsäure unschädlich
gemacht ist, kann es weiter besehen werden. Darauf wird es in Fixier-