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Besonderer Teil.
beim Löten: zwei Bleiwalzen werden an einem Ende möglichst glatt-
geschnitten und hierauf gegeneinander gepreßt; jetzt halten sie gegen-
über einem Vertikal zur Berührungsfläche gerichteten Zug so fest zu-
sammen, daß erst eine Belastung von 5—10 kg sie auseinander zu reißen
vermag.
Nun setzt eine weitere Überlegung ein: würden sich in der Natur Blei-
oxyde als Mineralien vorfinden, so wäre die Abscheidung des Metalles
jedenfalls sehr leicht und einfach. Vom Lehrer wird das Haupterz, der
Bleiglanz vorgezeigt, ebenso diejenigen Mineralien, welche durch sekun-
däre Umwandlungen aus ihm entstanden sind: schwefelsaures, phosphor-
saures, kohlensaures Blei, Die große Spaltbarkeit des Bleiglanzes wurde
vermutlich schon früher beobachtet; an dieser Stelle kann sie gegebenen-
falls noch ausdrücklich nachgewiesen werden. Der kristallographische
Unterricht erhält schöne Beispiele für die Kombination von Würfel und
Oktaeder oder Würfel und Rhombendodekaeder. Die natürlichen Kristalle
zeigen außerdem fast immer eigenartige Wachstumsausbildung auf den
“lächen. Daß Bleiglanz Schwefelblei ist, kann im allgemeinen als bekannt
vorausgesetzt werden. Außerdem wird ein Röstversuch im Glasrohr aus-
geführt, welcher sofort das Schwefeldioxyd erkennen läßt; besonders wird
jetzt aber auf den weißen Röstrückstand aufmerksam gemacht, das Blei-
oxyd. Jetzt läßt sich sofort voraussagen: würde Bleiglanz auf Kohlen
erhitzt, so müßte er sich zunächst oxydieren, worauf das entstehende
Oxyd sich zu Metall reduzieren würde. Zur Bestätigung wird der Ver-
such ausgeführt und zwar zuerst mit grob zerkleinertem Material, dann
mit feinem Pulver; das Zerknistern bei der ersten Probe läßt erkennen,
daß die Ausdehnung der Kristallstückchen durch Hitze nicht gleich-
mäßig vor sich geht, eine für die allgemeine Kristallographie grundlegende
Erscheinung. Darauf berichtet der Lehrer über die technischen Gewin-
aungsmethoden, Versuche ließen sich zwar verschiedene durchführen,
welche die Bildung von Bleistein zeigen und die Verarbeitung dieses tech-
nischen Zwischenproduktes erklären. Durch ihre lange Zeitdauer reihen
sie sich aber erfahrungsgemäß nicht gut in den Klassenunterricht ein;
dem fakultativen Praktikum dagegen ist damit gerade für die Bleigewin-
nung reiches Übungsmaterial geboten.
Die Abscheidung metallischen Bleies aus Lösungen erfolgt, sofern dies
nicht bereits früher (S. 362) geschah, aus verdünnten Lösungen von essig-
saurem Blei mit Zink. Ferner wird eine mit Salpetersäure angesäuerte
Lösung zwischen Bleidrähten elektrolysiert; damit wird die elektro-
Iytische Raffination des Bleies demonstriert.
Jetzt folgt die chemische Untersuchung des Metalles. Ein kleines
Stück wird vollkommen blankgeschabt und mit destilliertem Wasser
übergossen. Wird die Flüssigkeit nach einer Viertelstunde abgegossen