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Besonderer Teil.
Durch Erhitzen von Bleinitrat im Glühröhrchen entweicht Stickstoff-
dioxyd, während Bleioxyd zurückbleibt (S. 335). Sofern dieser Versuch
noch in Erinnerung sein sollte, wird für seine Wiederholung an Stelle des
Nitrates das Karbonat verwendet. Damit ist eine Untersuchung der Blei-
oxyde eingeleitet. Schon die Rotfärbung des Oxydbeschlages auf der
Kohle läßt die Möglichkeit aufkommen, daß Sauerstoff eine Farbänderung
hervorrufen kann. Schülergruppen erhitzen im Probierglas ein Gemenge
von 4 g Bleioxyd mit 1 g Kaliumchlorat, wodurch rote Mennige: ent-
steht. Dann erhält jeder Schüler eine Probe käuflicher Mennige. Ein
wenig davon wird im Probierglas erhitzt, wobei Farbänderung eintritt,
ähnlich wie beim Quecksilberoxyd: die Farbe ist also auch hier eine Funk-
tion der Temperatur. Hierauf wird Mennige auf Kohle reduziert; sie
liefert ein Bleikorn. Beim Erwärmen der Farbe mit Salzsäure entweicht
Chlor: Mennige verhält sich wie ein Superoxyd, sie enthält
also mehr Sauerstoff, wie das Bleioxyd. Der Lehrer nennt jetzt die Formel,
erzählt von der technischen Herstellung und von der Verwendung. Nun
wird Mennige mit Salpetersäure übergossen, wobei ein brauner Schlamm
hinterbleibt, während gleichzeitig die Lösung das Vorhandensein von Blei-
ionen nachzuweisen gestattet. Auf dem Filter mit Salzsäure übergossen,
gibt der braune Rückstand Chlor: er verhält sich also ähnlich wie Mennige.
Namen und Zusammensetzung des braunen Produktes werden genannt.
Die Eigenschaften des Bleisuperoxyds werden untersucht. Es liefert im
Glühröhrchen Sauerstoff. Als Demonstrationsversuch wird Schwefeldioxyd
über das braune Superoxyd geleitet, wodurch es sich stark erwärmt und
zu weißem Bleisulfat wird. Ebenfalls als Demonstration wird Schwefel-
wasserstoff auf Bleidioxyd geleitet; es entzündet sich infolge der hohen
Reaktionstemperatur. Als Gesamtergebnis kann ausgesprochen werden:
Bleisuperoxyd ist eine sehr reaktionsfähige, sauerstoffreiche Verbindung.
Die Schüler zersetzen jetzt Schwefelsäure zwischen Bleistreifen, wobei
als Zersetzungsgefäß ein U-Rohr dient. Die Anode überzieht sich mit
einem braunen Belag. Daß es sich tatsächlich um eine Sauerstoff-
verbindung handelt, sehen die Schüler, wenn sie die Zuleitungsdrähte
dei Anwendung eines schwachen Stromes vertauschen: anfangs scheidet
sich an der jetzigen Kathode kein Wasserstoff ab, weil er zur Reduktion
des braunen Überzugs aufgebraucht wird. Der Lehrer bestätigt die Ver-
mutung der Schüler, daß der braune Überzug ebenfalls wieder Bleisuper-
oaxyd sei. Jetzt erzeugen die Schüler nochmals auf der einen Elektrode
den braunen Überzug; die andere muß völlig blank sein. In den Strom-
kreis ist zugleich eine Magnetnadel eingeschaltet, aus deren Ablenkung
die Richtung des Stromes bestimmt wird. Hierauf wird der Primärstrom
unterbrochen und die beiden Elektroden durch das Galvanoskop kurz-
geschlossen: es fließt abermals ein Strom durch die Bahn, und zwar der