Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

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Allgemeiner Teil, 
mehr als zweijährigem Kursus werden, soweit äußere Verhältnisse, wie 
etwa der Abschluß nach dem 6. Schuljahre, nicht dagegen sprechen, dem 
Unterkursus am besten nur ein Halbjahr widmen. Indes dürfte hierzu 
die Gelegenheit seltener gegeben sein. Die meisten Oberrealschulen er- 
fahren einen starken Abgang an Schülern mit Schluß der U II und be- 
kommen dafür einen Zugang aus den kleineren Realschulen der Umgebung. 
Der Chemielehrer muß also Rücksicht nehmen, nicht bloß darauf, daß die 
austretenden Schüler einen gewissen Abschluß ihrer naturwissenschaftlichen 
Kenntnisse erfahren, sondern auch daß die in O II neu Eintretenden sich 
'n den Lehrgang der Stammklasse hineinfinden können. In einem solchen 
Fall dürfte es kaum möglich sein, vor Beginn der Obersekunda bereits das 
Pensum der Oberstufe anzufangen. 
Gymnasien mit nur einjährigem chemischen Unterricht müssen über- 
haupt auf einen einleitenden chemischen Kurs verzichten. Hier kann nach 
ainer inhaltlich der Unterstufe entsprechenden Auswahl des Stoffes ein 
Abschnitt aus der allgemeinen und physikalischen Chemie eingeführt wer- 
Jen. Nur ein fakultativer praktischer Unterricht vermöchte diesen engen 
Rahmen zu überschreiten, 
Der Unterricht in organischer Chemie kann noch viel weniger 
als der unorganisch-chemische Kurs sein Lehrziel in der genaueren Kennt- 
nis der gesamten organischen Chemie suchen. Ist doch das Arbeitsgebiet 
so ungeheuer ausgedehnt, daß sogar die Organiker von Fach auch bei 
angem chemischen Studium sich durchaus spezialisieren müssen, wenn 
;ie nicht in einem Meer von Einzelheiten den Boden unter den Füßen 
verlieren wollen. In gleichem Sinne muß auch die Schule in der organi- 
schen Chemie eine engere Auswahl treffen. Dieses Wissenschaftsgebiet 
ist für den Unterricht in erster Linie die Vorbedingung für einen wirk- 
‘ich höheren biologischen Unterricht, wie unorganische Kenntnis die Grund- 
‚age einer jeden phrasenlosen, von gediegenem Wissen getragenen Geolo- 
ziestunde sein muß. Der Schulunterricht in organischer Chemie soll da- 
neben aber noch die Erläuterung geben für zahllose Vorgänge des täg- 
lichen Lebens. Er soll sich nicht in Einzelgebiete verlieren, für welche 
nur beim Fachmann der Physiologie oder beim Spezialisten für Küpen- 
farbstoffe wirkliches Verständnis vorausgesetzt werden kann. Um einen 
so bemessenen Überblick zu geben, reicht auch die verhältnismäßig be- 
schränkte Unterrichtszeit von 20—30 Wochen im allgemeinen aus, sofern 
die richtige Auswahl getroffen wird. In theoretischer Hinsicht läßt die 
organische Chemie alle diejenigen speziell chemischen Eigentümlichkeiten 
genauer als die unorganische verfolgen, welche sich nicht in wässerigen 
Lösungen abspielen, also diejenigen Vorgänge, welche sich nicht auf Ioni- 
sationserscheinungen im weitern Sinne zurückführen lassen. Damit wer- 
den Probleme, wie die Struktur der Verbindungen, Polymerie, Isomerie,
	        
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