Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

Vorschläge zur Behandlung der organischen Chemie. 433 
Methylorange. Anstatt des Dimethylanilins kann man auch die freie 
Säure mit einer alkalischen Lösung von ß-Naphtol kuppeln, wodurch 
Naphtolorange auskristallisiert. Mit diesen Farbstoffen läßt sich eine 
Ausfärbung auf Wolle vornehmen. Das Beispiel des Methylorange zeigt, 
daß nicht alle Farbstoffe des Handels säurebeständig sind. Wurde im 
vorigen Versuch das Methylorange nicht bereitet, so zeigt man die Säure- 
unechtheit mit einer Ausfärbung mit Kongorot. 
An die Synthese der Farbstoffe schließt sich eine kurze Betrachtung 
einiger natürlicher Farbstoffe an (Chlorophyll, Blauholz). Dabei kann 
zugleich ein Beispiel für die Farbendruckerei gegeben werden, indem ein 
mit Blauholz gefärbtes Stück Baumwolle mit einer. Paste aus Dextrin und 
Kleesalz bedruckt wird. 
Organische Stickstoffverbindungen. 
Wir verstehen darunter nur solche organische Produkte, welche den 
Stickstoff im Kern der Molekel enthalten, nicht etwa als Salpetersäure- 
aster oder in Form der Nitrogruppe. In Betracht kommen für die Schule 
nur die Eiweißkörper und die Cyanverbindungen. 
Die Behandlung der Cyanverbindungen findet sich bereits im Zu- 
sammenhang mit dem Eisen beschrieben. Im organischen Unterricht 
schließt man am besten an jene Stufe an, ev. ist dieselbe hier neu durch- 
zunehmen. Indes muß darauf hingewiesen werden, daß die Schüler die 
Versuche mit den giftigen Substanzen leicht nachzumachen vermögen, 
und daß infolge davon der Lehrer für Unglücksfälle für mindestens 
moralisch haftbar angesehen werden kann. Die neuen bayrischen Lehr- 
pläne, welche eine eingehende Behandlung der Cyanverbindungen ge- 
sadezu vorschreiben, gewähren zwar in dieser Hinsicht allen Lehrern 
Deutschlands eine Deckung; aber trotzdem erscheint die experimen- 
telle Behandlung nur wenig empfehlenswert. Bei einigermaßen Ssorg- 
:ältigem Arbeiten sind übrigens alle diese Versuche für den Lehrer 
ganz ungefährlich. Vom gelben Blutlaugensalz kommt man zum Cyan- 
kalium durch Schmelzen mit Pottasche. Das entstehende Produkt wird 
in Wasser gelöst und zum Sieden erhitzt, wobei Ammoniak entweicht, 
nachweisbar mit rotem Lakmus. Ein weiterer Versuch mit der unreinen, 
selbstbereiteten Schmelze ist nicht empfehlenswert. Ebenso verbietet sich 
das Töten eines Insekts während der Unterrichtsstunde aus psychischen 
Gründen. Eine Lösung von käuflichem Cyankalium dient zum Ausfällen 
von Quecksilbercyanid. Durch Erhitzen des trockenen käuflichen Queck- 
silbersalzes entsteht das freie Cyangas, welches man sofort entzündet. 
In der Apparatensammlung kann ein Röhrchen aufbewahrt werden, 
welches ein wenig Cyangas unter Druck enthält; beim Eintauchen in 
Wasser verflüssigt es sich. 
Scheid, Methodik des chemischen Unterrichts.
	        
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