Full text: Methodik des chemischen Unterrichts (4. Band)

Vorschläge zur Behandlung der organischen Chemie, 435 
Lauge in der Reibschale verrieben werden.  Von.der klebrigen, faden- 
ziehenden Flüssigkeit filtriert jeder Schüler einige Kubikzentimeter ab 
und säuert mit 1 Tropfen stark verdünnter Essigsäure an; das Kasein 
fällt aus. In einem Überschuß von Essigsäure löst sich der Niederschlag 
wieder auf. 
Zur Gewinnung von Leim erhalten die Schülergruppen ein kurzes 
Stück von einem dünnen Röhrenknochen (am besten vom Schwein), 
welcher von Fett und Fleisch befreit ist. Er wird einige Tage in verdünnte 
Salzsäure gelegt, wodurch er.weich wird. Dann wird der Knochen aus- 
gewaschen und in möglichst wenig Wasser zum Sieden erhitzt; hierdurch 
geht er vollständig in Lösung. Die salzsaure Flüssigkeit, mit welcher die 
unorganischen Salze extrahiert wurden, kann zum qualitativen Nachweis 
des Calciums und der Phosphorsäure benutzt werden. Nun erhält jeder 
Schüler ein Blatt farblose Gelatine, welches er mit 10 ccm Wasser erwärmt. 
| ccm davon wird verdünnt und mit Gerbsäure gefällt. Diese Reaktion wird 
auch mit der Auflösung des Knochens ausgeführt. 5 ccm der Gelatine- 
jösung werden in kaltes Wasser gestellt, wodurch sie zu einer Gallerte er- 
starren. Der Rest wird mit 3 Tropfen Salpetersäure versetzt und bleibt 
dann auch beim Abkühlen flüssig (flüssiger Leim). Die Leimgallerte wird 
durch Erwärmen wieder verflüssigt und von Schülergruppen in einer 
flachen Schale gesammelt. Durch Zusatz von einigen Tropfen Glyzerin 
bleibt sie auch beim Eintrocknen weich (Hektographenmasse). 
Die Untersuchungen über die verschiedenen Eiweißarten bilden den 
natürlichsten Abschluß der organischen Schulchemie. Der Kreislauf des 
Stickstoffes vermittelt einen ungezwungenen Zusammenhang sowohl mit 
der Biologie wie auch mit rein unorganischen Untersuchungen und deutet 
auch in diesem abschließenden Kapitel wieder die Stellung der Chemie 
als dem Bindeglied zwischen unorganischer und organischer Welt an. 
Der im besonderen Teil gebotene Stoff ist zunächst so behandelt, daß 
er als Vorlage für den praktischen Unterricht gebraucht werden kann. 
Wo aber diese Form des Unterrichts gegenwärtig noch nicht ihren Eingang 
in die Schule gefunden hat, läßt sich unschwer der gleiche Gedankengang 
auch für den Demonstrationsunterricht einhalten. 
Den Zusammenhang zwischen Chemie und den übrigen Zweigen der 
Naturwissenschaften vermitteln zahlreiche Anknüpfungspunkte, welche 
der Aufgabe des vorliegenden Werkes entsprechend nur in ihrer Gesamt- 
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