Die äußere Form des Unterrichts.
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zur Verfügung stellen und nur dort, wo die Verhältnisse es gestatten,
also wo ein dazu befähigter Lehrer vorhanden ist. könnte auch eine
Verschmelzung der beiden Teilgebiete vorgenommen werden,
Die äußere Form des Unterrichts.
Die Methodik des chemischen Unterrichts ist in ihrer heutigen Form
als das Ergebnis der allgemeinen geschichtlichen Entwicklung der Natur-
wissenschaften im Schulleben überhaupt aufzufassen,
Noch am Ende des 18. Jahrhunderts fehlte es an den höheren Schulen
an einem geordneten naturgeschichtlichen Unterricht. Ins Leben ge-
rufen wurde er erst durch die preußischen Lehrpläne von 1816. Die
hierdurch notwendig gewordene Begründung der Universitätslaboratorien
im ersten Fünftel des verflossenen Jahrhunderts lieferte nur ganz all-
mählich die nötigen Lehrkräfte. Der durchaus auf der Pflege der alten
Sprachen beruhende Betrieb der Gymnasien veranlaßte dann mittelbar
ım die Mitte des 19. Jahrhunderts die Begründung der Realschulen, in
deren Lehrplan dem naturwissenschaftlichen Unterricht die humanistischen
Aufgaben zugesprochen werden. Der Unterricht in Physik und Chemie
erhielt zusammen vier Wochenstunden für jedes der letzten vier Schul-
jahre zugewiesen, während der biologische Unterricht sich gleichzeitig
durch alle Klassen mit je zwei Wochenstunden hinzog. Die gegenwärtige
Stundenverteilung ist für sämtliche höheren Lehranstalten Preußens der
Hauptsache nach durch die Lehrpläne von 1882 geregelt, welche auch den
späteren Änderungen von 1892 und 1901 zugrunde liegen. Als die wesent-
lichsten Momente auf naturwissenschaftlichem Gebiet sind in den letzt-
zenannten Änderungen die Beseitigung des geologischen Unterrichts aus
den Oberklassen und die Erlaubnis zur Einführung eines unverbindlichen
Praktikums für Physik und Chemie zu nennen. Eine im wesentlichen ähn-
liche Entwicklung machten die Schulen der übrigen Bundesstaaten durch.
Das Gesamtgebiet der Naturwissenschaften ist in der Schule heute noch
nahezu ausschließlich auf der Demonstration aufgebaut mit zahlreichen
Anklängen an die Experimentalvorlesungen der Universität. Trotz theore-
tischer Fortschritte hat sich diese Art des Unterrichtens noch an weitaus
den meisten Anstalten erhalten und im Laufe der Zeit auch zweifellos
einen hohen Grad von Vollkommenheit erreicht. Der Lehrer führt den Ver-
such aus, und die Schüler beobachten. Durch Fragen, durch Rede und Gegen-
rede wird eine eifrige Anteilnahme nach allen Vorschriften der theoretischen
Pädagogik gesichert und das Beobachtete durch logische Erörterungen
weiterverarbeitet. Der unbestreitbare Vorzug des Demonstrationsunter-
richts vor jeder anderen Unterrichtsform besteht darin, daß der Lehrer unter
allen Umständen mit eiserner Strenge die Disziplin wahren kann. Zugleich