Full text: Allgemeiner Teil (6. Band, 1. Teil)

Geologische und botanische Beobachtungen. 105 
anschauung eingeschaltet. Es gibt eine primitive Art von Geländedar- 
stellungen, die selbst den Naturvälkern nicht fremd ist, z, B. die Wiedergabe 
von Flußläufen, Wegen, wichtigen Punkten durch einfachste Linienführung 
ohne jede auf Messung beruhende Genauigkeit. Der Sextaner sollte mit dieser 
Art kartographischer Naturaufnahme möglichst bald beginnen. So 
roh die Skizzen ausfallen, sie sind auf eigenes Erleben gegründet, sie bahnen 
ihm das Verständnis für die erste genauere Karte seiner Heimat. Nach wieder- 
holter Verbesserung seiner Naturaufnahmen an der Hand genauer Karten 
wird er doch einige Fertigkeit erlangen, die ihn in die Lage versetzt, über eine 
Wanderung nicht nur mit Worten, sondern auch mit einer Faustskizze Bericht 
zu erstatten. Wie wichtig diese Fähigkeit im praktischen Leben werden kann, 
wird jeder Soldat bestätigen. An Vollanstalten kann der Unterricht mit der 
Geländeaufnahme auch noch einen Schritt weitergehen, indem die Schüler 
einfache Krokis anfertigen. 
Neben dem Kartenzeichnen ist für das tiefere Eindringen in die Gelände- 
formen außerordentlich wichtig das Anfertigen von Profilen, z. B. Talquer- 
schnitten oder von Bergumrissen. Wir denken auch hierbei. zunächst nur 
an die rohen, ohne jede Messung gewonnenen Bilder, die auf den ersten Lehr- 
ausflügen entstehen. Nur der Schüler, der in der Natur selbst Profile ge- 
sehen und mit dem Stifte festgehalten hat, wird später im Zimmerunterricht 
die vom Lehrer gezeichneten Profile richtig in die Wirklichkeit umdeuten. 
Es ist jetzt fast eine Modeforderung geworden, daß die Auffassung einer 
Landschaft von Anfang an auch geologisch gegründet sein müsse. Der 
ganze „geologische Einschlag‘ wird aber zur Phrase, wenn er nicht durch eine 
Fülle von einfachen Naturbeobachtungen vorbereitet wird! Und diese sind 
zunächst rein beschreibend. Wir besuchen Steinbrüche und lernen Basalt, 
Granit u. a. unterscheiden. Ist die Gegend zu arm an Aufschlüssen, so unter- 
suche man den Straßenschotter und erkundige sich nach seiner Herkunft, 
sammle Flußgerölle verschiedener Art oder nordische Geschiebe. Wir 
beobachten die Verwitterung der Felsen: Risse, Zerfall in eckige Stücke, 
Ackererde, Eine Kiesgrube bietet eine Fülle von Anregungen: Entstehung 
von Schichten, Verfestigung zu Schichtgesteinen. In der Lehmgrube sieht 
man nach einem Regen oft wundervoll die Wirkung des Wassers im kleinen: 
ganze Flußsysteme, Prall- und Gleithänge, Wasserfälle an den von Spaten 
und Hacke geschaffenen Stufen, Deltabildungen, Schuttkegel. Überhaupt 
läßt sich wohl von allen Fragen der dynamischen Geologie keine so leicht 
mit jüngeren Schülern behandeln wie die der Talbildung, der Erosion. Hat 
uns die Lehmgrube ein Flußsystem im kleinen mit einem Blicke überschauen 
lassen, so gilt es nun, Einzelbilder zur Ergänzung heranzuziehen. An einem 
steilen Bergeshange haben Regenbäche tiefe Rinnen eingegraben; der Mensch 
hat diesem Walten vielleicht Hindernisse durch Faschinen und Steindämme 
entgegengesetzt. Ein Bach wird angestaut zum Teiche; an seiner Einmündung
	        
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