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Das Bild,
Tafeln, die wenigstens zum Teil auch geographisch verwertbar sind (Drome-
dare in der Wüste!). Aber die Größe allein tut’s nicht, im Gegenteil, ein Zu-
viel in dieser Beziehung führt leicht zu technischen Schwierigkeiten bei der
Aufbewahrung. Sehr wichtig für die Fernwirkung ist vor allem das Zurück-
drängen unwesentlicher Einzelheiten und die Heraushebung des
Wichtigen durch eine besonders kräftige Linienführung. Die Anwen-
dung dieses Grundsatzes läßt unter Umständen sogar Verstöße gegen künstle-
rische Gesetze gerechtfertigt erscheinen. Während der Künstler z. B. oft das
zarte Verschwimmen des Hintergrundes vorzieht, kommt es dem Geographen
vielleicht gerade auf eine scharfe, harte Umrißlinie der Bergformen am Hori-
zont an. Auch die Farbengebung ist zu beachten. Ist die Farbe schon zn
und für sich — namentlich für jüngere Schüler — nötig, um das Bild wahr er-
scheinen zu lassen, so heben etwas verstärkte Farbengegensätze die Fern-
wirkung ganz bedeutend. Allerdings kommen wir hier an eine Grenze, wo das
Naturbild zu dem in der Naturkunde viel gebrauchten Schemabild wird.
4. Wenn wir im Unterricht auch die wissenschaftliche Wahrheit in den
Vordergrund stellen, so müssen wir wenigstens als Idealzustand fordern, daß
das Wandbild außerdem einen künstlerischen Gesamteindruck mache.
Man hat in neuerer Zeit die künstlerische Erziehung des Kindes stark betont.
Der Ausstattung der Schulräume wird viel mehr als früher Beachtung ge-
schenkt; für geeigneten Wandschmuck ist reichliches Angebot vorhanden, und
in diesen Bildersammlungen, die zunächst lediglich der Schönheit dienen
sollen, gibt es vieles, was ohne weiteres auch der erdkundlichen Belehrung
dienen kann. Der Verwalter der geographischen Sammlung sei z. B. eindring-
lich hingewiesen auf die preiswerten Künstlersteinzeichnungen aus dem Ver-
lage von B. G. Teubner (etwa Du Bois Reymonds Akropolis, Romans Römische
Campagna, Wielands Matterhorn) oder von Voigtländer (Kallmorgen, Spitz-
bergen, Leiber, Norwegische Küste, V. Volkmann, Rhein bei Bingen, Glück,
Heiligenblut). Oder er sehe Voigtländers Sammlung „Aus deutschen
Landen‘, Seemanns Farbenbilder (Braendel, Wartburg, Kühn, Burg Nürn-
berg), Stöwers Kunstblatt vom Hamburger Hafen, seine Aquarelle „Von der
Waterkant“ durch, ferner F. Schneiders Heimatbilder deutscher Kunst - er
wird vieles finden, was an Lehrwert die eigentlichen Schulbilder durchaus
erreicht, an Kunstwert sie aber bedeutend übertrifft. Doch es muß zugegeben
werden, daß die Verleger geographischer Unterrichtsbilder es sich in neerer
Zeit sehr angelegen sein lassen, ebenfalls künstlerisch Einwandfreies zu liefern.
Man prüfe daraufhin z. B. die‘ Kolonialwandbilder von Dr. A. Wünsche
(Leutert und Schneidewind) oder die schönen „Künstlerischen Kolonial-Wand-
bilder für Schule und Haus“ des Kolonialmalers E. Vollbehr. Allerdings zeigt
uns dieselbe Firma auch Bilder, die in „künstlerischer Stimmung“ hart an die
Grenze des Erlaubten gehen, die bereits bedenklich an die aufdringliche Pla-
kattechnik erinnern (z. B. einige Blätter der Serie „Weltverkehr‘).