Full text: Allgemeiner Teil (6. Band, 1. Teil)

Ansichtskarten, Photographien. 
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Erscheinen der ersten Lieferung durch den Heldentod des Herausgebers ins 
Stocken geraten, soll aber bald fortgesetzt werden. Es wäre dann ein billiger 
und mehr der Schule angepaßter Ersatz für die auf den akademischen Unter- 
richt zugeschnittenen geologischen Charakterbilder von Stille (Berlin, Gebr. 
Borntraeger). 
Eine besondere Art von Photographien, die erst in jüngster Zeit ihren Ein- 
zug in die Schule gehalten hat, sei in diesem Zusammenhange genannt: die 
Flugzeugaufnahmen. Gerade während des Weltkrieges mit seiner um- 
fassenden Luftaufklärung hat sich die Technik der Flugzeugaufnahmen er- 
staunlich entwickelt, besondere Kameratypen sind in den Handel gebracht 
worden, und ın unseren militärischen Archiven schlummern Hunderttausende 
von Photographien, die aus dem Fessel- oder Freiballon, dem Zeppelin oder 
dem Zweidecker aufgenommen worden sind. Zu ihnen gesellen sich die kost- 
baren Bilderschätze, die uns von den Heroen der Luftschiffahrt, von Männern 
wie Spelterini und anderen, geschenkt worden sind. Solche Bilder können 
uns erdkundlich ungemein viel nützen!. Vor allem sind sie wichtig als Über- 
gang vom Ansichtsbild zur Karte, zum Grundriß. Das zeigt sich vor allem 
bei der Betrachtung des Gebirges. Die übliche Ansicht bietet hier meist nur 
einen engbegrenzten Ausschnitt; sie baut die einzelnen Formen hintereinander 
in starker perspektivischer Verkürzung, verwehrt den Einblick in gewundene 
Talformen. Ein Vogelschaubild oder auch nur eine Aufnahme schräg von oben 
Jäßt ganze Talzüge überschauen, entwirrt den Zusammenhang der Gipfel- 
ketten, zeigt die Pässe in ihrer ganzen Hohlform mit beiden Hängen. Ein 
Gletschergebiet läßt sich überblicken, der Zusammenhang zwischen Firn- 
mulde und Gletscherzungen erkennen. Die Pflanzenregionen sind auf weite 
Erstreckung zu verfolgen; die Besiedelung der Täler erscheint in ihrer ur- 
sächlichen Bedingtheit deutlich erkennbar. Aber auch im Flachlande ge- 
währt das Flugbild wertvolle Aufschlüsse. Die Lage einer Stadt, ihre An- 
passung an das Gelände, der Grundgedanke des Stadtplanes mit seinem alten 
Kern, seinem einstigen Wallkranz und den neuen Vorstädten ist uns enthüllt. 
Die Verkehrsanlagen, das Schienennetz, belebt durch Eisenbahnzüge, die 
Hauptstraßen mit den in einen Staubschweif gehüllten Kraftwagen, sie lassen 
in ihrer Linienführung die wirtschaftliche Bedeutung einzelner Siedelungen 
erkennen. Straßen- und Reihendörfer, Rundlinge und Weiler erzählen von der 
Siedelungsgeschichte. Der Fluß erscheint nicht wie auf der Karte als einfache 
blaue Linie, sondern er zeigt uns Altwässer, Dämme, Schilfstreifen, Buhnen, 
Wehre und Brücken. So kommt in jedem Flugzeugbild zum starren Schema- 
bild der Karte ein Strom frisch pulsierenden Lebens. Und ein zweites Stück 
der Kartendarstellung vermag das Vogelschaubild lebendig zu veranschau- 
ı Vgl. Marg. Große, Wert des Bildes aus der Vogelschau als Unterrichtsmittel. Aus 
der Natur 1919. — K, Krause, Die Fliegeraufnahme und der erdkundliche Unterricht. 
Geogr. Anz. 1919. H. 1/2. — Ewald, Das Luftbild im Unterricht. Leipzig 1924.
	        
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