128
Schulkinofrage.,
(Vorsitzender Dr. Archenhold an der Sternwarte Treptow), die ein Film-
archiv anlegen und eine Auskunftsstelle unterhalten will. Die „Deutsche
Lichtspielgesellschaft e. V.“, die 1917 in Berlin gegründet worden ist,
hat sich die Aufgabe gestellt, den Lichtspielhäusern zweimal wöchentlich ein
bildendes Beiprogramm zu liefern mit folgendem Inhalt: 1. eine Naturauf-
nahme deutscher Landschaften, 2. ein deutsches Industriebild, 3. allgemein-
verständliche Aufnahmen aus Natur-, Erd- und Völkerkunde, 4, ein kurzes
Lustspiel. Das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht in Berlin, Pots-
damer Straße 120, hat seine Mitwirkung bei der Auswahl zugesagt. Das
Unternehmen ist sehr kapitalkräftig, wird namentlich von der deutschen In-
dustrie und dem deutschen Verkehrsverein gestützt und will nach dem Kriege
dem Wiedereindringen ausländischer Filme entgegenarbeiten. Eine Kriegs-
schöpfung ist das „Bild- und Filmamt“ („Bufa‘“), das der”/militärischen
Stelle des Auswärtigen Amts in Berlin im Januar 1917 angegliedert worden
war. Es übernahm zwar in erster Linie die bildliche Kriegsberichterstattung,
hat aber auch mit ziemlich bedeutenden Mitteln vorhandene Glasbilder und
Filme aufgekauft und in einem Archiv zusammengefaßt, das Behörden,
Schulen, Vereinen zur Benutzung offen stand. Das Zentralinstitut für Er-
ziehung und Unterricht hat vom preußischen Unterrichtsministerium den
Auftrag erhalten, die reichen Bestände auf ihre Brauchbarkeit zu Lehr-
zwecken durChzusehen. Es hat sich dabei viel Gutes aus den Gebieten der
Geschichte und Wirtschaftskunde ergeben, verhältnismäßig geringer war die
erdkundliche Ausbeute. Eine vielversprechende Anregung ist von der Stadt
Stettin ausgegangen. Dort hat eine aus Mitgliedern der Stadtverwaltung be-
stehende Gesellschaft ein Lichtspieltheater, die „Urania“, mit Unterstützung
aus privaten und öffentlichen Mitteln angekauft und in den Dienst der Volks-
bildung und des Schulunterrichts gestellt. Das Unternehmen hat sich erfreu-
lich entwickelt. Um andere Städte zu ähnlichen Schritten anzuregen, hat im
April 1917 in der Stettiner Urania ein Kursus der Schulkinematographie statt-
gefunden, an dem Teilnehmer aus allen Teilen Deutschlands anwesend waren.
In seinem Gefolge wurde ein „Deutscher Ausschuß für Lichtspiel-
reform‘‘ gegründet, der wiederum als begutachtende Instanz den „Deut-
schen Lichtspielrat‘“ einsetzte. Ihm wurden zunächst folgende Aufgaben
gestellt:
„1. Die Aufnahme und Fortführung eines sachlich geordneten Inventa-
riums der in Deutschland vorhandenen, im Sinne der Lichtspielreform
brauchbaren und in guten Kopien verfügbaren Bewegungsbilder belehrenden
und unterhaltenden Inhalts sowie entsprechender Begleittexte nebst behelfs-
mäßigem Nachweis stehender Lichtbilder.
2, Die Ausarbeitung und Ausschreibung von Film- und Textaufgaben zur
Ergänzung des vorhandenen Materials.
3. Die Ausarbeitung von Spielfolgen für die Bilderbühnen.‘“ .