Full text: Allgemeiner Teil (6. Band, 1. Teil)

Herstellung von Reliefs, 
137 
einige Winke nach den Anweisungen A. Stübelst, der wie wenige Forscher es 
verstanden hat, die Natur mit wissenschaftlich geübtem Auge zu schauen und 
mit geschickter Hand sie nachzubilden. Stübel benutzte als Unterlage ’eine 
Papptafel oder Glasplatte, die mit. weißem Bogen überklebt war. Darauf 
kommt ein Netz, eine mathematisch einwandfreie Kartengrundlage mit mög- 
lichst vielen. Höhenpunkten. Senkrecht stehende Nadeln im richtigen Maß- 
stab werden mit Wachs auf den Höhenpunkten befestigt. Der Zwischenraum 
bis zu den Nadelspitzen wird mit einem leicht bearbeitbaren bildsamen Stoff, 
am besten Wachs, ausgefüllt. Nun beginnt die genauere Bereisung des Ge- 
bietes. Gute Übersichtspunkte werden aufgesucht, Skizzen oder Stereoskop- 
aufnahmen angefertigt und das Relief möglichst gleich unterwegs ergänzt und 
verbessert. Neue Höhen- und Winkelmessungen werden vorgenommen, WO 
es sich als nötig erweist. Zum Eintragen solcher Höhen benutzte Stübel einen 
besonderen Apparat: zwei Lineale, die sich in Verbindung mit kleinen, an der 
Grundfläche der Karte beweglich angebrachten Leisten einige Zentimeter über 
dem Relief wagerecht verschieben lassen und einen zwischen ihnen hängenden 
senkrecht verschiebbaren Maßstab. Zum Formen dient nur ein Federmesser. 
„Wie der geschickte Maler nicht jedes einzelne Blatt am Baum wiederzugeben 
versucht, sondern durch gewisse Behandlung der Farben und Führung des Pinsels 
in die naturgetreuen Umrisse den Geist hineinzulegen versteht und in kurzer Zeit 
ein richtigeres Bild entwirft als der, welcher mit pedantischer Gewissenhaftig- 
keit nachahmt, ebenso muß der Geoplastiker sein Material zu behandeln bemüht 
sein. Nur durch diese mehr künstlerische Auffassung wird es möglich sein, die 
zeitraubende mechanische Arbeit, welche dem vorherrschend an geistige Tätig- 
keit Gewöhnten abschreckend entgegentreten muß, wesentlich zu verringern.“ 
Von dem Wachsoriginal wird ein Gipsabguß genommen. Der Gips legt sich 
nicht vollkommen an und bedarf deshalb der Nachbesserung. Zum Bemalen 
werden helle Farbentöne bevorzugt. Wasserflächen können mit konzentrierter 
Seifenlösung so glänzend gemacht werden, daß sich die Küste spiegelt. Ist ein 
Relief so eingehend durchgearbeitet, dann sollte es photographiert und 
die Photographie als Muster für die Geländezeichnung der Plankarte be- 
nutzt. werden. 
Recht praktische Winke enthält ein Aufsatz von Frenkel?, Als Formstoff 
empfiehlt Frenkel trotz höheren Preises Plastilin. Ton wäre zwar angenehm, 
weil er billig ist und rasch erhärtet; aber er reißt beim Trocknen zu sehr. Als 
Unterlage dient eine Pappe oder ein Brett, worauf die Grenzen und Flüsse des 
LA. Stübel, Das supra- und submarine Gebirge von Santorin in photographischen Nach- 
bildungen der an Ort und Stelle gefertigten Reliefkarten. Mit erläuterndem Text, Höhen- 
verzeichnis und einer Abhandlung über Reliefkarten. Leipzig 1868. . 
2 Lehrer Frenkel- Wüstenbrand i. S., Die Herstellung von Reliefs für den heimat- und 
erdkundlichen Unterricht. Beiheft Nr. 55 zur Zeitschrift Schaffende Arbeit und Kunst 
in der Schule. Leipzig-Wien. 2, Aufl. 1922.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.