Full text: Allgemeiner Teil (6. Band, 1. Teil)

Vorschläge für den Unterstufenatlas, 145 
nützlich und heilsam, wenn er sich in das Studium alter Karten vertiefte und 
sie mit den Augen des Schulmannes prüfte. Dann würde er vielleicht auf den 
Gedanken kommen, daß auch in der Welt geistiger Entwicklung das’ „bio- 
genetische ‚Grundgesetz‘ seine Berechtigung hat: daß nämlich die geistige 
Entwicklung des Einzelmenschen eine abgekürzte Entwicklungsreihe der ge- 
samten Kulturmenschheit durchzumachen hat. Dieser Grundgedanke ist es, 
der uns zu der Forderung führt, im Unterstufenatlas an Stelle der technischen 
Einheit eine allmähliche Bereicherung und Verfeinerung der Dar- 
stellungsmittel anzustreben. 
Gehen wir von der Voraussetzung aus, daß der Unterricht in Sexta mit 
einer Einführung in den Stadtplan beginnt, so wird dem Lehrer nichts anderes 
übrig bleiben, als die ersten Anschauungsmittel. für den Massenunterricht 
selbst herzustellen: ein Modell des Schulgrundstücks und auf dem dazu ge- 
hörigen Grundbrett die Grundrißzeichnung; ferner das Modell einer Straße, 
vielleicht mit Kirche, nebst Grundriß. Die Häuser werden im Spielwaren- 
geschäft gekauft oder im Handfertigkeitsunterricht hergestellt. Dann kommt 
der Plan der an die Schule anstoßenden Häuserviertel an die Reihe, darauf 
der Stadtkern, schließlich der ganze Stadtplan. Nur Schulen größerer Städte 
werden einen solchen Stadtplan für die Hand der Schüler im Buchhandel vor- 
finden. Soll deshalb der Unterstufenatlas auf ein Beispiel für Planzeichnungen 
ganz verzichten? .. 
Man könnte auf dem ersten Blatt einige Bilder und die dazu ge- 
hörigen Pläne bieten: 1. Schulgrundstück, 2. Marktplatz einer kleineren 
Stadt, 3. Bahnhofsgebiet mit Gleisanlagen, 4. Vorortsplatz mit Bauerngut, 
Garten, Park. 
Es sind gegen solche vereinfachte Phantasiebilder berechtigte Bedenken 
erhoben worden. Sie dürfen auch nie an die Stelle der wirklich geschauten 
Stadtbilder treten; aber zweierlei kann man an ihnen im Klassenunterricht 
doch zeigen: den tiefgreifenden Unterschied zwischen Ansicht und Grundriß, 
zwischen perspektivischer Verkürzung und der Betrachtung aus großer Höhe 
und die auf Plänen angewendeten Symbole, 
Es ließe sich auf einem zweiten Blatt sogar ein Planausschnitt geben 
nicht ein Phantasiegebilde, sondern der Kern der Landeshauptstadt. Nehmen 
wir an, der Unterstufenatlas sei für Sachsen bestimmt — er muß selbst- 
verständlich immer auf ein räumlich beschränktes. Gebiet zugeschnitten sein 
— so wird man in Sexta ohnedies später gern auf den Plan von Dresden zu- 
rückkommen. Es ist deshalb in Ermangelung eines Planes’der Heimatstadt 
ein nicht unwillkommener Ersatz, wenn man einige Leseübungen mit dem 
Dresdener Plan vornehmen kann, wenn man die Schüler im Geiste zum 
Schloß, zu den Museen oder an die Ufer der Elbe führt.‘ 
Auf die Betrachtung des Stadtplanes folgt. die Einführung in die Um- 
gebungskarte. Auch hier ist es selbstverständliche Voraussetzung, daß 
Wagner, Methodik des erdkundlichen Unterrichts. I. 10
	        
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