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Der. Schulatlas...
maßstabes nach den Polen hin ist ein Umstand, dessen Beurteilung an die
Denkkraft der. Schüler die höchsten Anforderungen. stellt. Die Darstellung
wird noch fehlerhafter durch den häufig geübten‘ Mißbrauch, den Äquator
nicht in die Mitte, sondern in die untere Hälfte des Blattes zu legen. Zondervan
sagt: „Für geographische Aufgaben im engeren Sinne ist die Mercatorprojek-
tion durchaus ungeeignet und auch nicht für solche erdacht worden.‘‘ Trotz-
dem würden wir bedauern, wenn diese Darstellung nun ganz aus unseren
Schulatlanten verschwände. Nicht nur wegen ihrer großen. geschichtlichen
Bedeutung. Sie sollte weiter Verwendung finden für nautisch wichtige Dinge,
wie Meeresströmungen, Seeverkehrslinien, aber. auch für Klimakarten, auf
denen Flächenvergleiche selten: angestellt werden und auf denen die arktischen
— am stärksten verzerrten — Gebiete keine Bedeutung haben. Recht nach-
ahmenswert ist das Verfahren Peuckers, am Rande der Mercatorkarte „Maß-
einheiten“ und auf den Breitenkreisen 1000 km-Abstände einzuzeichnen, da-
mit die Schüler dauernd angehalten werden, den unvermeidlichen Verzer-
tungsfehler sich zum Bewußtsein zu bringen. Weniger durchsichtig ist Peuckers
„Verzerrungsbild‘““ (Handelsschulatlas, B. 4). Es sind viele Versuche gemacht
worden, das Mercatorbild durch. eine andere Gesamtübersicht der Erdober-
fläche zu ersetzen. So gibt Eckert eine ganze Anzahl neuer, auch schulmäßig
verwendbarer Entwürfe. (Vgl. Zöppritz-Bludau, S. 201 u. f.) H. Haack hat
mit seiner neuen Wandkarte der Erde einen Entwurf van der Grintens zu Ehren
gebracht, der in Lehrerkreisen Anklang finden dürfte. Die neuen Atlanten von
Fischer-Geistbeck u. a. bevorzugen einen elliptischen Entwurf von Hammer,
der aber den Vorzug der Flächentreue mit einer außerordentlichen Verzerrung
der randlich dargestellten Kontinentalumrisse erkauft. Für die Unterstufe
hatten wir die Projektion von Sanson gewählt, die zwar in wissenschaftlichen
Atlanten. kaum noch ‚Anwendung findet, aber von. jedem Quartaner ver-
standen und nachgezeichnet werden kann. Für viele Fälle wird es nicht.nötig
sein, die ganze Erdoberfläche auf ein Blatt zu zeichnen, und dann ist zweifel-
los die Verwendung zweier Halbkugelkarten in flächentreuer Projektion‘ vor-
zuziehen.
Handelt es sich um Karten von Erdteilen, so muß die Flächentreue unbe-
dingt im Vordergrund stehen. Bei der Zeichnung einzelner Länder, bei denen
die Verzerrungen nicht mehr so/stark sich geltend machen, ziehen wir eine
Projektion vor, die dem Schüler leicht klar gemacht.werden kann, selbst wenn
die Kartographie über genauere Methoden. verfügt. Wenig berücksichtigt
(bisher wohl nur im Peuckerschen Atlas) ist die Polyederprojektion, die aber
wegen ihrer großen Bedeutung für die Abgrenzung der Meßtischblätter auf
dem Einführungsblatt erläutert werden sollte.
6. Maßstab. Wie der Wechsel des Maßstabes nicht nur auf die Größe des
Kartenbildes, sondern auch auf den Grad der Verallgemeinerung aller Formen
und Zeichen wirkt, ist durch. einige Kärtchen des gleichen. Gebietes nachzu-