Full text: Allgemeiner Teil (6. Band, 1. Teil)

Geländedarstellung. 
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böschungstreu durchgeführt. Auch hier wird die Stellung der Lichtquelle viel- 
fach gewechselt. Für Schulkarten ist eine derartige Zeichnung gar nicht durch- 
führbar; hier kann sie nur ganz allgemein Böschungswechsel andeuten, ohne 
daß irgendwelche Ablesungen wie auf der „Generalstabskarte““ möglich wären. 
Schulmäßig viel mehr ausgenutzt ist die leichter auszuführende Schum- 
merung und gleichzeitig die Annahme eines schrägen Lichteinfalls. 
Seit die große Karte der Schweiz von Dufour 1863 erschien, wurde die schräge 
Beleuchtung — bald mit Schummerung, bald mit Schraffenmanier — viel- 
fach angewendet. Namentlich für alpines Gelände und für Mittelgebirgsformen 
bei großem Maßstab wurden ausgezeichnet plastische Wirkungen erzielt. Wir 
werden ihr in Schulatlanten vielfach begegnen, namentlich in Verbindung mit 
dem zweiten Darstellungsmittel: der farbigen Abstufung der Höhe. 
Die Anwendung von Farben für die Höhenabstufung hat im Laufe der 
Zeit mannigfache Veränderungen und Verbesserungen durchgemacht. Jahr- 
zehntelang handelte es sich nur um tastende Versuche ohne festes Ziel; erst 
seit wenigen Jahren sehen wir ein Verfahren sich entwickeln, das eine feste 
Farbenreihe nach optischen Gesetzen herauszuarbeiten verspricht. 
Der erste, der eine bessere Plastik durch Einführung von: „natürlichen 
Regionalfarben“ zu erzielen suchte, war E. v. Sydow. Er malte schon 1838 das 
Tiefland grün, die Hochflächen weiß, die Gebirge braun. Eine eigentliche Pla- 
stik wurde damit noch nicht erreicht. Einen Schritt weiter ging der öster- 
reichische Feldzeugmeister Franz v. Hauslab, der 1842 eine feste Anordnung 
der Farben forderte, und zwar nach dem Grundsatze: ‚Je höher, desto 
dunkler.‘ Später wurden die beiden Forderungen vereint; man stufte das 
Grün vom Dunklen zum Hellen ab, das Braun der Gebirge aber vom Hellen 
zum Dunklen. Außerdem wurden als Mischfarben Gelb und Gelbgrün ein- 
gefügt und Farbentöne mehr als Ausdruck fest umgrenzter Höhenschichten 
benutzt, als dies bei Sydow der Fall war. Die heutigen Schulkarten zeigen 
meist eine derartige Farbenskala, im einzelnen vielfach abgeändert, dazu 
Schraffen in senkrechter oder schräger Beleuchtung. 
Eine wissenschaftlich vertiefte Auffassung der Farbenanwendung Ver- 
danken wir K. Peucker in Wien. Da seine Ausführungen uns beim kritischen 
Betrachtungen unserer Schulkarten wesentlich fördern können, seien die 
Grundgedanken hier wiedergegeben. 
Die Farben besitzen einen verschiedenen „Raumwert“‘: die einen springen 
für das Auge gleichsam aus der Zeichenfläche hervor, die anderen scheinen 
zurückzusinken. Diese Eigenart der Farben wird durch dreierlei bestimmt: 
den Helligkeitsgrad, Sättigungsgrad und die Größe des Brechungs- 
winkels. Die Helligkeitsreihe geht vom farblos Dunklen ins farblos Helle 
über. Die Pupille verengt sich beim Betrachten des Hellen und der Nähe; sie 
erweitert sich beim Blick ins Dunkle’und in die Ferne. Aus der gleichen Wir- 
kung, der Adaptation des Auges, schließt der Geist auf die gleiche Ursache:
	        
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