Die verbreitetsten Wandkarten.
169
Geländebild geben und die „redende‘“ Atlaskarte mit ihrem verwirrenden
Namenreichtum wertvoll ergänzen. Aber weder der an der Wandkarte vor-
tragende Lehrer, noch der danach wiederholende Schüler wird gern auf alle
Gedächtnishilfen verzichten, um so weniger, wenn es sich um inhaltreiche
Oberklassenkarten handelt. Und so ist wohl der beste Ausweg!: die Karte
enthält kleingedruckte Namen, die dem Nahestehenden als Hilfe dienen, ohne
daß durch sie das klare Geländebild in seiner Fernwirkung beeinträchtigt
wird. Wer die Probe darauf machen will, wie eine nach Atlasmanier ins einzelne
ausgeführte Wandkarte und eine für die Fernwirkung besonders zugerichtete
methodisch zu werten sind, vergleiche zwei neue und in ihrer Art gleich vor-
trefflich ausgeführte Blätter von Süddeutschland: die Karte von Haack und
das entsprechende Stück der Dreiblattkarte von Gaebler.
Selbstverständlich kann die Wandkartensammlung einer Schule nicht mit
dem Reichtum unserer Oberstufenatlanten wetteifern. Wir werden in der
Länderkunde auf manche Einzelkarte verzichten und uns mit größeren Über-
sichtsblättern begnügen; wir werden nur wenige Stadtpläne anschaffen —
obgleich wir hierzu recht gute Blätter von Diercke beziehen können. Noch
weniger werden uns Einzellandschaften zur Verfügung stehen, obgleich es
recht wünschenswert wäre, wenn zu jedem größeren Relief auch ein in der
Größe entsprechendes Kartenblatt geliefert würde. Gering ist zurzeit noch das
Angebot von Karten zur allgemeinen Erdkunde, und die wenigen sind meist
recht klein ım Maßstab. Doch sucht der Verlag Perthes mit seinen jüngsten
Veröffentlichungen diesem Mangel wirksam abzuhelfen.
Die verbreitetsten Wandkarten,
Sydow-Habenicht, Methodischer Wandatlas. 16 orohydrographische Schulwand-
karten mit rot aufgedruckten Grenzlinien. Gotha, J. Perthes.
Was Sydow-Wagners Methodischer Schulatlas für die Geschichte der Atlanten
bedeutet, das ist der Methodische Wandatlas für die Entwicklung der Wandkarten,
Sein erstes Erscheinen fällt in die Jahre 1838—40; seitdem hat er manche Verbesse-
rungen erlebt, ist aber im allgemeinen seinen Grundsätze treu geblieben. Als Leit-
linien für das Auge dienen die klar und scharf gezeichneten Flüsse. Die Geländeformen
sind durch Höhenfarben und Schraffen wiedergegeben, fein ausgearbeitet, vornehm
und zurückhaltend in der Gesamtwirkung. Diese wird wesentlich unterstützt durch
das völlige Zurücktreten der Schrift. Große Namen sind gar nicht aufgedruckt; be-
deutende Städte sind mit Anfangsbuchstaben bezeichnet, alle übrigen Namen in Haar-
schrift ausgeschrieben. Ein schönes Gesamtbild der Alpen gibt die Karte des Deutschen
Reiches; für die weitgehende Ausgestaltung des Flußnetzes bietet die Karte der Spa-
nischen Halbinsel ein gutes Beispiel. Jedenfalls wird dieses Kartenwerk trotz ehrwür-
digen Alters sich einen Ehrenplatz unter den Meisterwerken deutscher Kartographie
auch weiterhin sichern.
H. Haack, Großer geographischer Wandatlas in sieben Abteilungen. (Noch im Er-
scheinen begriffen.) Gotha, J. Perthes.
Haacks unverwüstliche Arbeitskraft drückt den neueren Veröffentlichungen des
1 Bei den Kiepertschen Wandkarten der europäischen Länder ist die physische Karte
stumm, die politische redend.
).