Full text: Allgemeiner Teil (6. Band, 1. Teil)

A. v.: Humboldt und Peschel. 
schaften selbst. Klimatologie, Pflanzengeographie, geologisch durchtränkte 
Morphologie gibt. es.erst seit A. v. Humboldt. a 
Trotz dieser Anregungen wurde v. Humboldt für die Weiterentwicklung 
der Erdkunde als Wissenschaft zunächst weniger wichtig als Ritter, Im Geiste 
des letzteren — nur verknöcherter, mechanischer — bewegte. sich die Erd- 
kunde der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. „Die Riffersche Schule krankt 
von vornherein an der Einseitigkeit, die sie vom Meister übernommen und 
nicht recht zu überwinden vermocht hat, an dem Mangel tieferer Naturauf- 
fassung und an der einseitigen Zuspitzung der Darstellung auf den Menschen. 
Dadurch verliert die Geographie ihr inneres Gleichgewicht und ihre selb- 
ständige Bedeutung und sinkt zur Hilfswissenschaft der Geschichte herab“ 
(Hetfner). So bildete sich allmählich ein starker Gegensatz zwischen den mehr 
naturwissenschaftlich arbeitenden Forschungsreisenden und :der stark histo- 
risch gewendeten Buchgeographie heraus. 
Das Verdienst, das gewaltige Material der Reiseberichte fruchtbringend zu 
verwerten, die Natur fremder Länder wissenschaftlich darzustellen und all- 
gemein geographisch zu vergleichen, gebührt neben Elisee Reclus vor allem 
Oskar Peschel (1826—1875)!. ; 
Peschel gab dem Ausdrucke „vergleichende Geographie‘ einen ganz neuen 
inhalt: „Riffer wollte die physischen Verhältnisse der Erdräume mit dem 
Geschick der Völker vergleichen, die sie bewohnen; Peschel dagegen verglich 
Umrißformen von Inseln, Küsteneinschnitten usw., um der Entstehung dieser 
Formen auf die Spur zu kommen‘‘ (Hahn). Die Feinheit, mit der er diese 
vergleichende’ Methode handhabte, der glänzende Stil sicherten ihm einen 
bahnbrechenden Einfluß auf die Weiterentwicklung der physikalischen Geo- 
graphie. Jetzt erst fanden auch Humboldts Gedanken volle Verwertung, und 
damit wuchsen die Aufgaben der Erdkunde ganz außerordentlich. Sie griffen 
weit hinüber ins Gebiet der Naturwissenschaften, nicht ohne eine Neigung 
zur Vernachlässigung der wesentlich geographischen Aufgaben und zu einer 
gewissen Verflachung. 
Aus diesem Zustand die Erdkunde wieder zu einer zielbewußten Arbeit 
geführt zu haben, ist das Verdienst Ferdinand v. Richthofens (1833—1905)?, 
unter dessen Einfluß auch heute noch die Entwicklung im wesentlichen steht. 
Ursprünglich Geolog und Forschungsreisender, hat er naturgemäß zunächst 
' F. v. Hellwald, Oskar Peschel, sein Leben und Schaffen. Augsburg, Lampert & Co. 
1876. — O0. Peschel, Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde als Versuch einer 
Morphologie der Erdoberfläche, Leipzig 1869. 
* F. Freiherr v. Richthofen, Aufgaben.und Methoden der heutigen Geographie. Akad, 
Antrittsrede’a. d. Univ, Leipzig, Veit & C. 1883. — F. v. Richthofen, Triebkräfte 
und Richtungen der Erdkunde im 19. Jahrhundert (Rektoratsrede). Zeitschr. Ges. f. 
Erdk, Berlin 1903, — A. Hettner, F. v. Richthofens Bedeutung für die Geographie, 
Geogr. Zeitschr. 1906. — F. Marthe, Begriff, Ziel und Methode der Geographie und 
v. Richthofens China, Band I. Zeitschr. Ges. f. Erdk. Berlin 1877.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.