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. Das Zeichnen: Matzat und Harms.
2. R..Knaus (1877) geht ebenfalls von einem Kreuz aus je einem Breiten-
und Längenkreis aus, benutzt dazu aber noch beliebig gewählte Maßstrecken,
ähnlich den „Normalen“ Stößners.
3. Fr. Umlauft (1882) benutzt das gleiche Kreuz, nach Bedarf auch noch
eine zweite oder dritte Gradnetzlinie. Weitere Stützpunkte werden dadurch
gewonnen, daß vom Kreuzungspunkt aus nach den vier Himmelsrichtungen
feste, in runden Kilometerzahlen ausdrückbare Entfernungen nach wichtigen
Punkten abgetragen werden.
IV. Entfernungsmaßstäbe in leicht einzuprägender Größe, keine Hilfe für
Lagebeziehungen,
1. Matzat (1885) sucht zunächst einen Ausgangspunkt (Hauptort). Von
ihm aus werden konzentrische Kreise in bestimmter Entfernung (50, 100 km)
geschlagen und wichtige, auf diesen „Distanzkreisen‘“ liegende Stützpunkte
herausgesucht. Die Richtung, in der ein solcher Stützpunkt vom „Zentral-
punkt‘ aus liegt, wird mit dem Augenmaß bestimmt. Die Kartenzeichnung ist
also eine Vergröberung der alten Kompaßkarte. Das Verfahren erfordert die
Einprägung zahlreicher Kreissysteme, die einander unter Umständen schnei-
den. Die Anwendung in dem Umfange, wie sie Matzat in seinem angeführten
Buche fordert, ist ganz ausgeschlossen. Es würde dann fast die gesamte Unter-
richtszeit zum Auswendiglernen und zeichnerischen Wiedergeben von Lage-
beziehungen vergeudet werden. Bei aller Betonung des räumlichen Elements
in der Erdkunde werden wir in dieser rein äußerlichen Auf-
fassung der Raumbeziehungen nicht stehen bleiben wollen.
(Vgl. Abb. 30!)
2. Harms (1897)! benutzt ebenfalls einfache Maßstrecken
(z. B. 1 Maß = 100 km, % Maß =50 km), geht aber nicht
von einem Zentralpunkt aus, sondern legt die Maßstrecken
dort, wo sie anwendbar sind, in Form von geradlinig begrenz-
ten Streifen in das Kartenbild hinein, z. B. Donau bis Regens-
burg 3 Maß (= 300 km), bis Passau 1 Maß, Regensburg—
Abb. 31. Hilfs. Alpen 1% Maß. Richtungen werden wie bei Matzat nicht
skizze der Thü- zeichnerisch festgelegt, sondern nur ungefähr nach den
ringischen, Bucht Himmelsgegenden eingeprägt. Insofern dieses Verfahren
mit „Maßstrecken . n Las 8 M .
nach Harms. wesentlich größere Freiheit zuläßt, verführt es nicht zum
(Erdkundliche Hilfs- Merken unwichtiger Punkte. Selbstverständlich eignet sich
; nicht jeder Kartenausschnitt gleich gut zur Eintragung von
Maßstrecken, so daß wir gegebenenfalls mit nur zwei festgelegten Strecken
arbeiten müssen. So führt uns Harms unmittelbar hinüber zu dem allerein-
fachsten Verfahren, zur freien Faustskizze, die sich ohne jede Gerüstlinie
behilft. Sie wird in vielen Fällen ihren Zweck erfüllen, aus dem überaus zu-
' H. Harms, Der Schulatlas, die Schulwandkarte und der geographische Unterricht.
Leipzig 1897. — Ders., Vaterländische Erdkunde. Leipzig, 1. Aufl., 1897.