Geländeformen in der Kartenzeichnung.
233
sammengesetzten Atlasbild einige rohe Grundlinien dem Gedächtnis einzu-
prägen. (Vgl. Abb. 32 u. 33)
Denn jede Freihandzeichnung soll ausschließlich den Stoff wiedergeben,
der unterrichtlich behandelt worden ist und der gelernt werden soll, Sie soll
in der Linienführung so vereinfacht sein, daß sie dem stark schematisierten
Gedächtnisbild entspricht. Sie soll endlich durch ihre Leere um so eindring-
licher auf das Auge wirken. Viele solche Skizzen haben ihren Zweck bereits
während des Zeichnens erfüllt: sie stellen eine Unterstützung des „visuellen“‘
und „motorischen“ Gedächtnisses dar. Andere Skizzen wird sich der Schüler
gern aufbewahren; sie erleichtern ihm seine Wiederholungsarbeit, indem sie
ihm, ohne nochmalige Analyse des Karteninhalts, ohne nochmalige Abstrak-
tion der Linienführung das zu merkende Bild vor Augen führen. Es ist selbst-
verständlich, daß wir an die Skizzen der
zweiten Gruppe etwas höhere Anforde-
rungen in bezug auf Lagen- und Formen-
treue stellen.
Einige Worte seien noch über die Wie-
dergabe der Geländeformen geagt. Man
wird auf einer höheren Stufe — vielleicht
im Anschluß an Meßtischblatt und Reichs-
karte — einige Übungen im Gebrauch
der Höhenlinien und der Bergschraffen
anstellen lassen, lediglich, damit der Schü-
ler durch Selbsttätigkeit tiefer in das
Wesen dieser Darstellungsarten eindringe.
Für Freihandzeichnungen scheiden sie
als viel zu schwierig und zeitraubend aus. Hierfür sind verschiedene Ver-
fahren vorgeschlagen worden:
i. Der einfache starke Strich, wie er durch die Leitfäden von v. Seyd-
litz allgemein bekannt geworden ist. Er ist für Gebirge mit vorwiegender
Längenerstreckung durchaus brauchbar, obgleich er nur die Richtung der
Kammlinie schematisch wiedergibt. Einzelne Berge pflegt man durch Kreuze
anzudeuten.
2. Mehrere parallele Striche. (Dronke, Trampler, Ebner.) Dabei wird
durch die Entfernung die Breite des Gebirges, durch verschiedene Strich-
stärke die Steilheit der beiden Abfälle angedeutet. Sie haben sich wenig ein-
geführt.
3. Bogenreihen, „Raupen“. (Kirchhoff 1871.) Hierbei wird nicht nur
die Richtung, sondern auch die wechselnde Breite des Gebirges angedeutet.
Ja, man könnte hierbei sogar Feinheiten der Zertalung wiedergeben. Denn im
Grunde genommen ist die Bogenlinie eine einzelne Höhenlinie, die etwa dem
Gebirgshang entspricht und durch jede Einwärtsbiegung ein ausmündendes
a