Erdkundlicher Unterricht und Arbeitsschule.
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handeln. Dicke, mit dem Pinsel aufgetragene Tuschelinien, grelle Farbentöne
— z. B. rote Tinte als Flächenfarbe verwendet — sind zur Erzielung der
nötigen Fernwirkung zu empfehlen. Gute Zeichner werden auch noch andere
Dinge an der Wandtafel wiedergeben, wie etwa volkskundliche Einzelheiten,
Hausformen, Trachten, Geräte, Waffen. Aber man vergesse nie, daß es erd-
kundlich wichtige Dinge sein müssen, für deren Darstellung Zeit und Kraft
aufgewandt werden. Wenn manche Methodiker so weit gehen, daß beim
landeskundlichen Unterricht über Italien eine Römerin in Landestracht, ein
Makkaroni essender Junge, eine venezianische Gondel mitsamt dem Ruderer
gezeichnet werden}, so artet das in Spielerei und in selbstgefällige Vorführung
der persönlichen Zeichengeschicklichkeit aus.
Wie der Lehrer durch allmähliches Entstehenlassen eines Bildes den
geistigen Aneignungsvorgang befördern kann, so auch durch ein Ver-
schwindenlassen. Neben die Kreide tritt der Schwamm, nicht als all-
gemeines Vernichtungsmittel, sondern als Ergänzung der Kreide. Durch
sauberes Auslöschen verwandeln wir den Durchschnitt eines wildzackigen
Hochgebirges in eine Rumpfebene, zeigen die talbildende Tätigkeit eines.
Flusses und eines Gletschers, die Wirkung der Brandung und ähnliches. An-
leitungen hierzu bieten verschiedene volksschulmethodische Schriften?
D. Erdkundlicher Unterricht und Arbeitsschule,
„Die Idee der Arbeitsschule ist so alt wie die Erziehungslehre:‘‘ Aber zu:
keiner Zeit ist sie so viel besprochen und so viel mißverstanden worden wie:
in der Gegenwart. „Arbeitsunterricht“ ist das meistgebrauchte Schlagwort.
im pädagogischen Schrifttum unserer Tage, und jeder Fachmethodiker muß
versuchen, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Um uns vor mißverständlicher
Anwendung des Begriffes zu hüten, stellen wir seine wesentlichen Merkmale:
an der Hand wegweisender Schriften fest. Hierzu eignen sich:
Georg Kerschensteiner, Begriff der Arbeitsschule. 2. Aufl. Leipzig 1913.
H. Gaudig, Didaktische Präludien. Leipzig 1909,
Die besondere Anwendung der Idee auf den erdkundlichen Unterricht
erläutern mehrere Aufsätze im 3. Jahrbuch der pädagogischen Zentrale des.
Deutschen Lehrervereins, Leipzig 1913, z. B.
R. Seyfert, Die Heimat und das Prinzip der Unmittelbarkeit im Unterricht.
Albert Müller, Neuzeitliche Reformbestrebungen im erdkundlichen Unterricht.
R. Reisig, Zeichnen und Formen im erdk, Unterricht.
H. Stübler, Erdkundlicher Arbeitsunterricht im Seminar.
Man vergleiche ferner:
Fetz, Der geographische Arbeitsunterricht. Leipzig 1913.
P. Urbahn, Übungen in der Erdkunde, Kurzer Bericht über Übungen der Pr. Haupt--
stelle f. d. naturwiss. Unt, zu Berlin. Geogr. Anz. 1917, S. 206.
° F. Roesler, Der Schnellzeichner. Leipzig, A. Hahn 1905.
? Weber, Technik des Wandtafelzeichnens. 3. Aufl. Leipzig 1912,