244 Arbeitsunterricht: Das Formen im Sandkasten.
gemeinsamer Arbeit angefertigt und der Schulsammlung einverleibt. Durch
„Kartenanalysen‘ wurden Pauszeichnungen typischer Küstenformen ge-
fertigt, durch ‚„Generalisieren‘“ Strichzeichnungen des Gebirgsbaues von
Innerasien als Pausen gewonnen. Auf der Oberstufe wird endlich auch die
selbständige Lektüre zu Aufgaben verwertet. Etwa in folgender Weise:
Reclam 4271: Welches Bild zeichnen Gorkijs Erzählungen von den süd-
russischen Steppen am Schwarzen Meere? Reclam 3911: Eine Schilderung des
Böhmerwaldes aus Stifters „Hochwald‘ ! Wiesbadener Volksbücher 79: Capri
nach August Kopisch, Schaffsteins Grüne Bändchen 15: Schilderung einer
marokkanischen Stadt nach Zabel, Schatzgräbersammlung 56: Die Natur
Westindiens nach dem Tagebuche des Kolumbus, Heinrich Wolgasts „„Quellen“‘
19: Verkehrsverhältnisse auf dem Kongo u. a.
Wie neben das Zeichnen als gleichberechtigt das Formen. treten soll, das
haben uns verschiedene Methodiker vorgeführt. Es handelt sich dabei in
erster Linie um Geländeformen, also um Herstellung von Reliefs durch die
Schüler, sei es als Einzelleistung, sei es als arbeitsteilige Gruppenaufgabe. Die
Stellung, die der Formarbeit im Aneignungsprozeß zugewiesen werden kann,
ist verschieden: Auf der Unterstufe folgt auf die eigene Naturbeobachtung
die dreidimensionale Nachbildung, dieser die zweidimensionale Karte und das
Profil. Dabei kann das gezeichnete Profil ergänzt werden durch das „Streifen-
profil“ Schmalers: Ein schmaler Streifen Kartonpapier wird so geknickt,
daß er schließlich eine körperliche, schattenwerfende Wiederholung des Pro-
fils darstellt. Auf ähnlichem Grundsatz beruht das ‚Faltblatt‘, durch das
man etwa in einfachen Knickungen die rheinische Ebene mit ihren Rand-
gebirgen veranschaulicht. Auf der Oberstufe ist die fertige Karte der Aus-
gangspunkt; sie liefert das Höhenliniengerüst und die Profile, die als Grund-
lage der Formarbeit dienen sollen. Das erste Verfahren begründet 0. W. Imhoff
mit den Worten: „Das Relief ist die natürliche Brücke zwischen Heimat und
Plankarte, das unentbehrliche Mittelglied zwischen dem Erschauten und der
Symbolik des Kartographen. Als Lehrmittel ist es von unmittelbarer und
mittelbarer Bedeutung, indem es einesteils die Formen der Erdoberfläche am
besten zur Darstellung bringt und andernteils der Lehrer für das Lesen des
kartographischen Alphabets ist. Eine Einführung in das Kartenverständnis
öhne Relief erklärt jeder intensiv gebildete Geograph und Psycholog als Ver-
balismus. In diesem Gedanken klingen alle bis jetzt existierenden Schriften
und Aufsätze über die Einführung des Schülers in das Kartenverständnis
aus.‘ Denkt Imhoff dabei wohl in erster Linie an das fertige, vom Lehrer kon-
struierte oder gekaufte Heimatrelief, so gilt seine Begründung in erhöhtem
Maße für die Schülerformarbeiten der Unterstufe. Sextaner sollen und können
natürlich noch keine Reliefs herstellen, die wert sind, in der Schulsammlung
verewigt zu werden. Für sie ist die wesentliche Vorbedingung, daß der Roh-
stoff leicht zu behandeln, die Arbeit leicht zu verbessern und zu zerstören ist.