Geologische Sammlung,
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keinen Wert; sie können als Ernte einer Schülerwanderung eingeheimst sein,
hier ein Stück besonders grobkörnig, da eins mit einem Gang, dort mit einer
Schliere, bald tadellos frisch, bald mit Verwitterungserscheinungen. Sobald
von einem Granitgebirge die Rede ist, werden die Handstücke ausgeteilt. Es
ist wahrhaftig nicht notwendig, daß die Schule jedesmal den richtigen, dem
Orte entsprechenden Granit zur Hand habe — oder wissen vielleicht die Fach-
lehrer, soweit sie nicht geologische Sammler sind, einen Fichtelgebirgsgranit
von dem des Odenwaldes oder vom alpinen Zentralgranit zu unterscheiden?
In gleicher Weise sorgen wir für einen reichlichen Vorrat einer bestimmten
Abart von Syenit, Porphyr, Basalt, Klingstein, ferner von Gneis, Glimmer-
schiefer, Urtonschiefer, Dachschiefer, Sandstein, Kalkstein. Erst in zweiter
Linie käme dann die Befriedigung weitergehender Wünsche: der Erwerb einer
Sammlung von Handstücken Zur Geologie Mitteleuropas. Es sind dabei be-
sonders jene Vorkommnisse zu berücksichtigen, die jim Unterrichte wegen des
landschaftlichen Hervortretens gewisser Gesteinsarten oder wegen ihrer wirt-
schaftlichen Bedeutung genannt werden. Einige Beispiele hierzu: Taunus-
quarzit, Korallenkalk von Gerolstein, Trachyt vom Drachenfels (Kölner Dom!)
Melaphyr von Oberstein (Achatschleiferei !), Solnhofener Plattenkalk, Nagel-
fluh der nördlichen Voralpen, Phonolith vom Hohentwiel, Eisenoolith aus dem
Jura, Minette aus Lothringen.
Auch die Sammlung für historische Geologie hat nur ganz beschränkte
Aufgaben zu erfüllen. Der Fossilinhalt der einzelnen Schichten bietet erd-
kundlich geringes Interesse. Einige Belegstücke für Steinkohlenpflanzen wird
man schon auf der Unterstufe gern vorzeigen, ebenso ein Stück Muschelkalk,
möglichst vollgestopft mit Versteinerungen. Um den Nachweis zu führen, daß
die Felsen der Sächsischen Schweiz einst auf dem: Boden eines Meeres ab-
gelagert wurden, sammeln wir hinreichend viele — wenn auch schlecht er-
haltene — Versteinerungen aus dem Gebiet. Sie haben ihren Zweck erfüllt,
wenn die Schüler an ihnen lernen, was für gewaltige Wandlungen die Erdkruste
durchgemacht hat. Den Geographen fesselt beim Betrachten der einzelnen
Formationen mehr der Gesteinscharakter. Nach dieser Richtung ist deshalb
der Ausbau unserer Sammlung wichtiger. Der Name Buntsandstein z. B.
möchte durch Vorzeigen verschiedenfarbiger Sandsteinproben erläutert wer-
den. Das Wort Keuper gibt Gelegenheit zu einer Auseinandersetzung darüber,
daß eine Formationsbezeichnung recht verschiedenartige Gesteinsarten um-
fassen kann. Man gebe hierzu ein Stück braunroten Sandsteins (Untergrund
der Nürnberger Burg), eine Probe weißgelben Schilfsandsteins, ein
Stück Letten und Lettenkohle. Ebenso kann gezeigt werden, daß unter
„Kreide“ nicht bloß die weiße Schreibkreide mit ihren Feuersteinbändern zu
verstehen ist, sondern auch der Quadersandstein und der harte Quarzit des
Argonnerwaldes, Aus dem Tertiär wird man gern eine Probe des schneeweißen
Quarzsandes, des blaugrauen Töpfertons, des alpinen Molassesandsteins oder
Wagner, Methodik des erdkundlichen Unterrichts, 1. 17