Full text: Allgemeiner Teil (6. Band, 1. Teil)

Der Schulgarten. 
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4, Der Schulgarten. 
Wo zur Unterstützung des botanischen Unterrichts ein Schulgarten an- 
gelegt ist, kann dieser mit Leichtigkeit auch für erdkundliche Zwecke aus- 
genutzt werden. Das Alpinum wird mit wichtigen Charakterpflanzen der 
Höhenregionen ausgestattet, mit Edelweiß, Alpenrosen und Enzian, mit 
Polsterbildnern und Trockenpflanzen. Ein besonderes Moorbeet zeigt Vertreter 
der Hochmoorflora. Auch sonst können bei der Aussaat erdkundlich merkens- 
werte Pflanzen berücksichtigt werden, z. B. Hanf, Buchweizen, Dinkel, Topi- 
nambur, Mais, das Federgras der ungarischen Pußta, einige behaarte Lippen- 
blütler der Mittelmeerflora, Strandhafer und Meerstrandsmännertreu. Außer- 
dem lassen sich die Gartenanlagen geologisch verwerten. Zunächst baut man 
das Alpinum aus großen Blöcken heimischer Gesteine auf und benennt diese 
ebenso wie die Pflanzen auf Schildern. Auch sonst kann man, halb zum 
Schmuck, halb zur Einfassung Blöcke verwenden, hier eine natürliche Basalt- 
säule, da einen Sandsteinblock, dort einen nordischen Findling. Begeisterte 
Lehrer haben sogar versucht, aus natürlichem Gestein geologische Profile der 
Heimat aufzubauen oder Veranschaulichungen allgemeiner geologischer Tat- 
sachen, z. B. einen Basaltdurchbruch im Sandstein, die Kontaktwirkung eines 
Magmagesteins, Verwerfungen, Flötzbildungen und ähnliches. Große Muster 
hierfür bieten die geologische Wand im Humboldthain zu Berlin, das Riesen- 
gebirgsprofil bei Hirschberg, das Alpenrelief in Innsbruck und das von Rauff 
hergestellte tektonische Profil durch das Rheinland im Museum für Handel 
und Industrie zu Köln. Wenn solche Lehrmittel im kleinen auf dem Schul- 
grundstück nachgeahmt werden sollen, so liegt die Gefahr nahe, daß das 
Ergebnis zur Spielerei wird. Jedenfalls kann man an den praktischen Bei- 
spielen oft mehr den rührenden Fleiß und Idealismus als tiefes geologisches 
Verständnis bewundern. Leichter ist es schon, irgendeine unschöne Mauer- 
fläche mit einem gemalten Heimatprofil großen Maßstabes zu versehen und 
Belegstücke der einzelnen Gesteine einfach unten an die Mauer zu lehnen. 
Wie weit man unter Umständen mit solcher „Hausmalerei‘ gehen kann, zeigt 
eine Berliner Volksschule, in der der bekannte Zeichenpädagog Seinig das 
Zepter führte. 
Recht wertvoll wäre es, wenn auf dem Schulhofe oder in einem Vorraum 
Gelegenheit geboten wäre, die Elemente der Witterung zu beobachten. Auf 
dem Hofe oder im Schulgarten werden Maximum- und Minimumthermometer, 
Psychrometer und Regenmesser aufgestellt. In der Vorhalle hängt ein großes 
Barometer, am besten ein „Kontrabarometer‘‘, an dem das Steigen und Fallen 
um das Zehnfache vergrößert zu sehen ist. In einem Wechselrahmen werden 
die synoptischen Wetterkarten der Landeswetterwarte aufgehängt. Ein 
anderer Rahmen enthält ein Formular, auf dem die Schülerbeobachtungen 
aufgezeichnet werden.
	        
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