Assoziierender Lehrgang.
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einen. Die Bestrebungen der Herbart-Zillerschen Schule, den gesamten Lehr-
stoff einer Klasse einem zentralen Unterrichtsgebiet, einem ‚,Gesinnungs-
stoff“ unterzuordnen, sind schon an anderer Stelle gekennzeichnet worden.
Eine ähnliche Assoziation ist es, die in der Volkscshule einen zusammen-
hängenden Sachunterricht im dritten Schuljahr als „Heimatkunde‘“ zu-
sammenfaßt. Auch jene „Weltkunde“ gehört hierher, die unter Führung der
Geschichte die Realien höherer Klassen zusammenzufassen sucht. In den
neuesten „Richtlinien für die preußischen Oberschulen‘‘ ist versucht worden,
„kulturkundliche‘“ Stoffe in den Mittelpunkt des‘ jugendlichen Interessen-
kreises zu rücken. Wenn ferner viele Gymnasialpläne innerhalb des Geschichts-
unterrichts „erdkundliche Wiederholungen“ fordern, die sich auf die Schau-
plätze der Geschichte beschränken sollen, wenn die badischen Pläne von 1912
die allgemeine Erdkunde unter Mathematik, Physik, Naturkunde „aufteilen“‘,
so ist das ebenso eine assoziierende Methode wie etwa die „politische Welt-
kunde“, in die H. Offe} die Erdkunde der Oberstufe ausmünden lassen will.
Zweifellos liegt in all diesen Vereinheitlichungsbestrebungen eine innere
Berechtigung; vor allem die Unterstufe der höheren Schulen — mehr noch die
Vorschulklassen — arbeiten noch mit dem einheitlichen Erfahrungskreise der
Kinder und leiten aus ihm erst nach und nach die besonderen Arbeitsformen
der einzelnen Fächer ab. Und auf der Oberstufe besteht das Bedürfnis, im
Geiste der Schüler eine höhere Einheit von zusammenstrebenden Vorstel-
lungsreihen zu erzeugen, ein Überblicken großer Gebiete, eine Überleitung
zu mehr philosophischer Denkweise. Aber das ausgesprochen Erdkundliche
kann nur dann voll zu seinem Rechte kommen, wenn es rein und unvermischt
dargeboten wird. Das ist eine Forderung, die sowohl der Fachgeograph, als
auch der Schulmann nicht stark genug betonen kann. Es ist zweierlei, Stoffe
vermischt darzubieten oder sie nach völliger Klarstellung auf der „Formal-
stufe‘ der Assoziation durch allerhand Gedankenfäden zu verknüpfen. Nur
das erstere ist es, was H. Fischer? mit Anwendung auf Dr. Göpferts „Kom-
binierenden Lehrgang“ in Reins Enzyklopädie (mit Schmidkunz) als „Konzen-
trationsschwindel‘“ verwirft.
Man erwähnt bisweilen noch einen sechsten Lehrgang der Erdkunde, der
das geographisch Gleichartige im Zusammenhange behandelt, also etwa
alle Inseln, Gebirge, Flüsse. Dieses von Zeller angewandte „gruppierende“
Verfahren hat in den höheren Schulen kaum Anhänger gefunden — es sei
denn als gelegentliche Wiederholungsaufgabe. Selbst die allgemeine Erdkunde
der Oberstufe, die bisweilen das Bedürfnis hat, die Stoffe nach Kategorien Zu-
sammenzufassen, dürfte das Wesen der Gruppierung kaum je so äußerlich
deuten, wie es bei Zeller geschieht.
Die amtlich festgelegten Lehrpläne sind heute wohl ausnahmslos analytisch-
1 Politische Weltkunde. Leipzig 1917.
2 Methodik des Unterrichts in der Erdkunde, Breslau 1905, Ä
Wagner, Methodik des erdkundlichen Unterrichts, I.
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