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Lehrplanforderungen: Lübecker Geographentag.
Obertertia: Länderkunde von Mitteleuropa unter Zugrundelegung der natürlichen
Landschaftsgruppen und inniger Verknüpfung der physischen, politischen und Wirtschafts-
geographie, Erklärung der Oberflächenformen und der ursächlichen Zusammenhänge der
Erscheinungen, soweit es für die Altersstufe möglich ist. Aus der allgemeinen physischen
Erdkunde: Grundbegriffe der Geologie (mit Ausflügen).
Untersekunda: Länderkunde des übrigen Europa in der gleichen Behandlungs-
weise. Aus der mathematischen Geographie: Grundzüge der Zeitbestimmungen.
Obersekunda: Allgemeine physische Erdkunde, auf den Gymnasien einschließlich
der Geologie, mit Ausflügen.
Unterprima: Im Sommerhalbjahr: Geographie des Heimatlandes bzw. der Haupt-
provinz, mit Ausflügen. Im Winterhalbjahr: Allgemeine Wirtschafts- und Verkehrs-
geographie.
Oberprima: Besondere Wirtschafts- und Verkehrsgeographie der europäischen und
der wichtigsten außereuropäischen Länder, namentlich auch der deutschen Kolonien.
Außerdem im mathematischen oder physikalischen Unterricht: Zusammenhängende Dar-
stellung und Begründung der mathematischen Erdkunde, einschließlich der Karten-
projektionslehre, ;
Der Lübecker Meinungsaustausch fand ein Nachspiel auf dem Grazer
Philologentag (1909), auf dem Brückner (Wien) und Lampe (Berlin) in
einigen Leitsätzen ihre Ansichten über den erdkundlichen Fachlehrer, über
das Verhältnis der Erdkunde zur Geologie u. a. festlegten. Gleichzeitig wurden
Beziehungen zum „Deutschen Ausschuß für mathematischen und natur-
wissenschaftlichen Unterricht“ („Damnu“) angebahnt. A. Penck! gab 1912
auf dem Geographentag in Innsbruck einige Richtlinien für ein gemeinsames
Arbeiten der beiden Körperschaften und wurde daraufhin vom Geographen-
tag in den Damnu abgeordnet. Seitdem sind in letzterem öfters geographische
Fragen beraten worden, teils allgemeine, von A. Penck vorgelegte Leitsätze,
teils besondere, für die Regierungen bestimmte Lehrplanentwürfe, deren
Ausarbeitung P. Wagner übernahm. In dem wichtigsten Punkte aber, in der
Fertigstellung eines Lehrplanes für neunklassige Schulen — also einer Fort-
bildung des Langenbeckschen Entwurfs — wollte der Damnu dem Geographen-
tag die Führung überlassen. Deshalb wurden F. Lampe und R. Langenbeck
vom Zentralausschuß erneut mit der Abfassung eines eingehend begründeten
Entwurfs beauftragt. Zur Klärung der Meinungen hielt Lampe (1913) auf dem
Marburger Philologentage* einen wegweisenden Vortrag. Da sich an ihn keine
Aussprache knüpfte, begann P. Wagner im Geographischen Anzeiger eine
solche durch einen Aufsatz. Andere Auslassungen von H. Fischer, Rathsburg,
Schmiedeberg und Steinhauff schlossen sich an. So-waren die Meinungen einiger-
maßen geklärt und auf die Haupttrennungspunkte eingestellt, als der durch
Vereinbarung zwischen Lampe und Langenbeck entstandene neue Entwurf
ı A, Penck, Die Beziehungen des Deutschen Geographentages zum Deutschen Ausschuß
für math. u. nat. Unterricht. Geogr. Zeitschr. 1912,
2 Erdkunde und deutsche Schule. Zwei programmatische Vorträge von H. Fischer und
F. Lampe. Geogr. Bausteine, Heft 5. Gotha 1913,