Länderkunde von Europa.
vornherein sich von seiner Oberfläche nicht eine ähnliche Vorstellung machen,
wie von der Eisdecke eines heimatlichen Flusses.
Bei der Besprechung des Wassers kommt es vor allem darauf an, die
zewaltige Erosionskraft zum Verständnis zu bringen. Wie an den Steil-
hängen durch die Sprengkraft des Eises Blöcke gelöst werden, wie der wasser-
reiche und gefällstarke Gebirgsbach sie fortschafft, wie sich an den Tal-
ausgängen riesige Schuttkegel fächerförmig aufbauen, wie das Wasser selbst
in festen Felsschluchten und Klammen sägt — das alles muß durch Bild und
Schilderung lebendig vor der Seele des Schülers stehen. Anknüpfend an
einen bestimmten Fall erzählen wir von der furchtbaren Wirkung eines Wild-
wassers, das ganze Täler verwüsten, Bahnen und Straßen zerstören kann.
Eine besondere Besprechung verdienen die in den Flußlauf eingeschalteten
Seen, ihre Bedeutung als Wasserstandsregler und als Läuterungsbecken.
Deltabildung, Schwemmlandebenen werden vorgeführt. Aus allen diesen
Einzelschilderungen ergibt sich ein gutes Gesamtbild der alpinen Formen-
welt und zugleich die Einsicht, daß das Wasser bei der Ausgestaltung dieser
Formen von entscheidendem Einfluß gewesen ist.
Über die Pflanzenwelt hat das Vorjahr bereits einige Aufklärungen
gebracht (Besuch einer Sennhütte, das Vieh auf der Alm, Matten und Knie-
holz). Jetzt können wir im Anschluß an den naturkundlichen Unterricht
etwas genauer auf die Alpenflora und ihre klimatischen Anpassungserschei-
nungen eingehen. Die schönen farbigen Blumenkarten von Nenke und Oster-
maier oder die vergrößerten Farbenbilder derselben Firma dienen zur Ver-
anschaulichung. Alpenrose, Edelweiß, blauer und gelber Enzian, Soldanelle,
Azalee, Steinbrecharten, Hauswurz, Kuhschelle, Alpenleinkraut mögen als
Beispiele dienen.
Ein letzter allgemeiner Abschnitt behandelt den Menschen in den
Alpen. Wie wohnt er? Breite Talböden, ehemalige Seebecken geben Raum
für größere Orte, An sanften Hängen breiten sich regellos die kleineren Weiler
aus, in größeren Höhen liegen die Einödhöfe. Die Bauart ist den Verhält-
nissen angepaßt: roh zubehauene Steine für die Grundmauern, verkragte
Balkenlagen, oft nur mit Lehm oder Moos verstopft, bilden die Wände, Steine
beschweren das flache Dach als Schutz gegen Windwirkung. Ein Umgang
im Obergeschoß, eine Einfahrt unmittelbar nach dem Bodenraum sind häufig
anzutreffende Zutaten. Die Wegebauten sind viel schwieriger als in der
Ebene. Trotzdem zeichnen sich die großen Alpenstraßen durch trefflichen
Zustand aus. Anders die kleinen, steinigen Verbindungswege, Wie große
Höhen überwunden werden, wird an Bildern von Paßstraßen und Saum-
ofaden gezeigt. (Schutzbauten gegen Lawinen und Wildwässer!) Welchen
Schwierigkeiten die Eisenbahnen in den Alpen begegnen, das zeigt man besser
an ganz bestimmten Beispielen im landeskundlichen Teil, z. B. an der St. Gott-
hard- und der Rigibahn.
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