Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

Lehrstoff für Quarta, 
Eintritt in die Einzelbehandlung, die gerade bei Italien verführerisch reich 
an fesselnden Stoffen ist, hat der Lehrer sich die Vorfragen zu beantworten: 
Welche Punkte eignen sich besonders zu einer elementaren Darstellung ? 
Was verschiebe ich besser auf die Oberstufe? Welche erdkundlichen Grund- 
begriffe treten zum ersten Male auf und bedürfen einer möglichst vielseitigen 
Beleuchtung? Welches ist das Mindestmaß erdkundlicher Namen, das 
dauernd dem Gedächtnis einverleibt werden soll — d. KH. so fest, daß der 
Lehrer in Obertertia noch mit ihnen arbeiten kann? Gehen wir daraufhin 
ainzelne der Landschaften durch und deuten durch wenige Bemerkungen 
lie Grundsätze der Durcharbeitung an! 
1. Alpenland. Ist bei der Schweiz oder bei Tirol die Landschaft der 
Südalpenseen geschildert worden, so können wir uns hier kurz fassen: Lese- 
übungen — die Grenzketten und Hauptpässe betreffend. Sonst müßte hier 
lie mittelmeerische Pflanzenwelt besprochen werden: Ölbaum, Zy- 
oresse, Zitronenbaum, Lorbeerbaum, Agave werden einzeln auf Bildertafeln 
gezeigt, dazu das Gesamtbild (Olivenhain bei Torbole nach Hansen, farbige 
Postkarten von Nenke und Ostermaier), Wie erklärt sich dieses abweichende 
AMlanzenbild? Weniger durch die südliche Lage — das muß bei der Po-Tief- 
bene scharf betont werden! —, als durch die Offenheit nach Süden, den 
Schutz gegen kalte Nordwinde. 
2, Po-Tiefebene. Ein vorsichtiges Tasten nach erdgeschichtlicher 
Begründung der Landschaftsform! Das vom Braun der Gebirge um- 
schlossene Grün des Tieflandes setzt sich im Osten fort in das Blau des Meeres, 
Dieser Gesamteindruck der Karte läßt leicht die Frage aufkommen: Ob hier 
wohl ebenfalls früher ein Meer war? Der Lehrer gibt als Beweis die Tat- 
sache, daß man überall den Boden aus mächtigen Schuttmassen bestehend 
indet. Nicht feiner Meeressand, sondern Wechsel von Geröllen, Sand und 
Schlamm, in der Hauptsache vom Rande gegen die Mitte der Ebene feiner 
werdende Gemengteile: Flüsse haben das Meer aufgefüllt. Geschieht das 
auch heute noch? Wir verfolgen den Lauf des Po, sehen seine zerfaserte 
Mündung — es ist das erste größere Delta, das im Unterricht auftritt, 
abgesehen von den auf Heimatwanderungen beobachteten Teichausfüllungen. 
Wir verweilen deshalb etwas. Eine Sonderkarte zeigt die vielen Arme. Da- 
zwischen sind Inseln mit Sand und Schlamm, oft überflutet, dann langsam 
trocknend, Stätten des Fiebers. Am Meeresstrande beobachtet man, wie 
der Po Jahr für Jahr neue Massen heranschleppt: jedes Jahr setzt er 1 qkm 
neues Land an. Nach 12000 Jahren würde er danach seine Mündung bis 
zur Halbinsel Istrien vorgeschoben haben. Die Stadt Adria, die einst dem 
Meere den Namen gegeben hat, liegt heute 22 km landeinwärts. Ravenna, 
einst ein Römerhafen, ist jetzt durch einen 7 km breiten Wald vom Meere 
getrennt. Eine von Norden her an der Küste entlang führende Meeres- 
strömung lagert den Schlamm um, bildet einen glatten Streifen, hinter dem 
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