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von deren Glanz das Auge geblendet wird. Diese Garben steigen wie Blitze
in die Höhe, fließen wie Feuerregen zusammen, winden sich hin und her wie
vom Winde bewegte Bänder und lodern im lebhaftesten Farbenwechsel bald
rot, bald weiß, grün, bis der Bogen in zwei Hälften zerreißt. Nun verwandeln
sich beide Hälften in riesenhafte, den Himmel deckende Feuersäulen. Ihr
hellblaues Feuer wird gelb und geht dann in ein so glühendes Purpurrot über,
daß die ganze Schneewüste unter dem Glanze dieser Polarfackeln wie in
Purpur getaucht erscheint. Jetzt vereinigen sich die roten Lichtsäulen; nun
stoßen sie sich ab, und plötzlich sind sie erloschen. Der ganze Himmel
erscheint fast schwarz, da glüht senkrecht über uns ein geheimnisvolles
blaues Licht auf, und wiederum ziehen am Himmel hunderte von riesigen
Lichtsäulen auf, neigen sich gegen den dunklen Mittelpunkt, bilden einen
Strahlenkranz um den erloschenen Halbkreis. So wechseln die Licht-
erscheinungen in zauberischer Mannigfaltigkeit und Fülle, bis sie matter
und bleicher werden und endlich die nordische Eiswüste wieder in düstere
Grabesnacht versinkt.
2. Die Tundra. Zwei Wandbilder, die Tundra im Sommer und im
Winter zeigend, liegen der Besprechung zugrunde. Die Grundzüge werden
kurz entwickelt: sanft wellige Bodenformen, im Winter völlig unter Schnee
und Eis begraben, im Sommer vom Schnee befreit. Aber da der Boden
in geringer Tiefe zu einer festen, wasserundurchlässigen Masse zusammen-
gefroren bleibt, findet das Schmelzwasser keinen Weg zur Tiefe. In den
Becken bilden sich Wassertümpel und Sümpfe, „Polarsumpf‘“ ist die kür-
zeste Kennzeichnung der Tundra. Die Hügel tragen Flechten, Moos, Beeren-
sträucher, Wacholder, Zwergweiden, verkrüppelte Birken. Wandernde
Samojeden schlagen ihre Zelte auf, ihren Renntieren folgend, oder sie jagen
Pelztiere. Soweit die entwickelnde Bilderbesprechung, an die sich wieder
eine eingehende Schilderung schließen kann:
Die Jahreszeiten in der Tundra (gekürzt nach Meyer-W aldeck).
Im Winter ist die Tundra eine grenzenlose, blendendweiße Ebene ohne
3aum, ohne Strauch, ohne menschliche Siedelung. Unter dieser Eisdecke
schlafen die Riesenflüsse des Nordens ihren langen Schlaf. Ihr Eis ist von
tiefem Schnee verhüllt, und der einsame Reisende kreuzt die Fläche im
schnellen Schlitten, ohne zu ahnen, daß tiefe fischreiche Gewässer unter
;hm ruhelos dahinziehen, Die Sonne erhebt sich kaum über den Horizont
und übergießt beım Hinabsinken die glitzernde Fläche mit rosigem Schimmer.
Bald erlöschen die hellen Purpurtöne im Westen; der Schnee, der noch eben
wie in Blut getränkt erschien, färbt sich bläulich, und die zwanzigstündige
Nacht verdrängt den kurzen kränkelnden Tag. Jetzt treten beim Scheine
des Nordlichts und des Mondes die Pelztiere ihre geheimnisvolle Wanderung
n die Tundra an. In langen dichten Scharen huschen Hermeline durch die
nächtliche Stille, Überreste von Fischen und Fleisch zu kärglicher Nahrung
Russische Landschaften.
Wagner, Methodik des erdkundlichen Unterrichts. II.