I. Lehrstoff für Sexta.,
i. Erfahrungsbereich der Grundschule.
Niemand kann Lehranweisungen in irgendeinem Fache für die Unter-
stufe höherer Lehranstalten geben, der sich nicht. vorher eingehend mit
der Vorarbeit der Grundschule beschäftigt, der nicht die allgemeinen
Strömungen der Volksschulpädagogik kennen gelernt hat. Es ist eine be-
trübende Tatsache, daß die Entwicklungsgeschichte der Volks- und der
Mittelschule vielfach ohne innere Berührung geblieben ist, ja daß eine
Zusammenarbeit beider Lehrergruppen von manchen Seiten geradezu
schroff abgelehnt wird!, „Hier die Vertreter des Kindes, da die Vertreter
des Stoffprinzips — zwischen beiden eine unüberbrückbare Kluft!“ Mit
solchen Antithesen ist weder der Arbeit an der Jugend gedient, noch der
Wahrheit! Wenn es auch eine andere seelische Einstellung beim Lehrer
erfordert, wenn er 6—9jährige Kinder oder 15—-18jährige Schüler unter-
richtet, es bleiben doch noch unendlich viele Probleme, die der gemein-
samen Bearbeitung wert sind.
Für unsern Sonderzweck heben wir als wichtigste Tatsache heraus:
Die Erdkunde in Sexta ruht auf den Schultern der Grund-
schule — was und wie dort unterrichtet wird, ist deshalb für uns im höchsten
Grade bedeutungsvoll!
Nachdem die etwas zu stürmische Entwicklung pädagogischer Ten-
denzen während der Nachkriegsjahre sich etwas abgeklärt hat, sind es vor
allem folgende allgemeine Grundsätze, mit denen wir uns abzufinden haben:
l. Lehrstoff und Lehrweise sind dem jeweiligen Entwick-
lungsstande des Kindes anzupassen. Wir stimmen der Forderung
restlos zu — wieviel innerhalb unsres Unterstufenunterrichts in dieser Hin-
sicht noch zu bessern ist, mögen die späteren Ausführungen zeigen.
2. Das Kind bestimmt durch seine Eigenart, seine Ent-
wicklungsstufe nicht nur die Art der Darbietung, sondern
auch den Gang des Unterrichts, die Stoffauswahl und -anord-
nung. Darnach wäre ein festgefügter, vorausbedachter Lehrplan abzu-
lehnen. Hierzu befinde ich mich im schärfsten Gegensatze. Weil ein Kind
ı Zur Einführung in die methodischen Strömungen innerhalb des erdkundlichen
Unterrichts der Volksschulen sei empfohlen: Paul Knospe, Neue Ziele und Wege des
ardkundlichen Unterrichts. 2. Aufl. Langensalza 1925.