Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

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Erfahrungsgrundlagen und Lehrgang. 5 
der Klasse einen Sonntagsausflug in die Sächsische Schweiz gemacht hat, 
weil im Zoo eine Lappengruppe sich zeigt, weil in der Zeitung von der 
Zeppelinfahrt nach Amerika oder von Amundsens Flug zum Nordpol die 
Rede ist — soll ich über Elbsandsteingebirge, Lappland, Amerika, Arktis 
reden? Dieser Gelegenheitsunterricht ist namentlich auf der. Unterstufe 
mit ihrem geringen Vorrat an Apperzeptionshilfen ein schwerer psycho- 
logischer Fehler. Man täusche sich dabei vor allem nicht über die Tiefe 
des kindlichen Interesses! Kinder haben ähnlich wie erwachsene Psycho- 
»athen die Eigenart, daß sie sehr schnell auf irgendeinen Eindruck reagieren, 
daß sie lebhaft fragen. Aber das wirkliche Wissensbedürfnis ist oft schon 
verraucht, wenn die Frage gestellt ist und wenn der Lehrer beginnt, auf 
die Anregung einzugehen. Das ändert nichts an der Tatsache, daß frei- 
steigendes Interesse der Kinder ein mächtiger Hebel zum Unterrichtserfolg 
ist — es ist Sache überlegener Lehrkunst, daß die Vorschläge zur Stoff- 
behandlung, die der Lehrer macht, also die planmäßigen Zielbestimmungen, 
beim Kinde Neugier, Wissensdurst, Willen zur Aneignung auslösen, nicht 
aber das Gefühl des Zwanges! Das Kind braucht und will einen 
reifen Führer! Die Folgen des lehrplanlosen Unterrichts zeigen sich 
jetzt oft erschreckend: gedankenloses Drauflosschwatzen der Kinder, 
Mangel an straffer Denkzucht, Unfähigkeit, längere Gedankenketten mit 
aufbauen zu helfen, 
3. Der Heimatgedanke hat den ganzen Unterricht zu durch- 
dringen: Heimatkunde im Mittelpunkte des Unterrichts, viel Freiluft- 
unterweisung, Schulwanderungen. Aus der Befolgung dieses Grundsatzes 
könnte der Erdkunde der späteren Schuljahre unendlich viel Segen er- 
wachsen. Schon in den ersten beiden Schuljahren sollte der einheitliche 
Anschauungsunterricht noch viel mehr in den Vordergrund gerückt werden, 
selbst auf Kosten der „Kulturtechniken‘“ Lesen, Schreiben und Rechnen, 
lie namentlich im ersten Schulsemester stark zurücktreten könnten. Die 
unmittelbare Umwelt des Kindes bietet eine Fülle von ‚Stoff, an dem 
klare Anschauungen gewonnen und in das Gewand lautreiner Sprache ge- 
kleidet werden können. Im dritten Schuljahr differenziert sich der Ein- 
heitsunterricht bereits etwas in erdkundliche, geschichtliche und natur- 
wissenschaftliche Gedankengänge. Vieles geographisch Wichtige wird 
arwandert: Bach und Fluß, Quelle und Teich, Ebene und Anhöhe, 
Stadt und Dorf, Bauerngut und städtische öffentliche Gebäude. Man 
versucht Grundriß und Plan zu gewinnen und aus Erfahrungsbau- 
steinen eine einfache Umgebungskarte aufzubauen. Sonne und Mond 
werden gelegentlich beobachtet, Himmelsgegenden festgelegt, Kilometer 
abgeschritten. Im vierten Schuljahr pflegt sich die Heimatkunde als. 
besonderes Fach loszulösen, selbstverständlich unter enger Verknüpfung 
mit der durchaus heimatlich gefärbten Naturkunde. Nun kommen wir aber
	        
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