Astronomie auf der Mittelstufe.
Natur haben wir sie durch Bestimmung der Polhöhe gefunden. Die Ent-
fernung eines Ortes vom Nullmeridian nach Osten oder Westen (in Graden
ausgedrückt!) heißt seine geographische Länge. Sie wird auf einem Breiten-
kreis gemessen. Wie man sie in der Natur bestimmen kann, wird eine der
nächsten Stunden zeigen.
Um bei geographischen Lagebestimmungen keine fehlerhafte sprachliche
Form anzuwenden, müssen wir erst eine neue Feststellung des Gradbegriffes
vornehmen. Bis jetzt haben wir unter Grad stets ein Bogenstück, eine
Strecke auf der Erdoberfläche verstanden. Der Geograph versteht aber
unter Breitengrad einen Gürtel, einen bandförmigen Landstreifen, der von
zwei benachbarten Breitenkreisen begrenzt wird. Und ein Längengrad ist
jenes apfelsinenschalenähnliche Landstück (Kugelzweieck), das seine Spitzen an
den Polen hat und von zwei benachbarten Längenhalbkreisen begrenzt wird.
Daraus ergeben sich folgende sprachlich einwandfreie Formen:
Mainz liegt auf dem 50. Breitenkreis,
Mainz liegt auf dem 50. Parallel(kreis).
Görlitz liegt auf dem 15. Meridian östlich von Greenwich.
(Denn die Orte werden von den angegebenen Kreisen wirklich geschnitten.)
Da wir unseren Gang vom Himmelsgewölbe zur Erde streng durchgeführt
haben, können wir mit Beziehung auf das Gradnetz am Himmelsgewölbe
auch richtig sagen:
Mainz liegt unter dem 50. Breitenkreis.
Chemnitz dagegen liegt auf dem 51. Breitengrad, d. h. auf dem schmalen
westöstlich laufenden Landstreifen, der vom 50. und 51. Breitenkreis
eingefaßt wird.
Recht verwirrend wird es für den Schüler, daß man einen Breitenkreis
gelegentlich auch Grad der Breite (niemals aber Breitengrad!) nennt,
z. B. in der üblichen kurzen Bezeichnung: Sachsen liegt zwischen dem 50.
und 52. Grad nördlicher Breite. Oder: Dresden liegt unter 51° 3 nördlicher
Breite und 13° 45 östlicher Länge. Man wird gut tun, in solchen Fällen ent-
weder wo es sprachlich zulässig ist, wieder vom Kreis zu reden (Sachsen liegt
zwischen dem 50. und 52. nördlichen Breiten kreis), oder man arbeitet mit dem
geometrischen Winkelbegriff: Es wird an einer Meridianebene nachgewiesen,
daß ein Ort unter 50° n. Br. 50 Winkelgrade (also die beiden Schenkel vom
Erdmittelpunkt zum Äquator und dem betr. Ort ausziehen!) entfernt ist.
Also: Dresden liegt 51° 3 vom Äquator entfernt. Die Zufügung des Wor-
tes „entfernt‘‘ macht den Ausdruck etwas plumper, bewahrt aber vor Miß-
verständnissen und mag deshalb im Anfang eine Weile verlangt werden.
Das Gradnetz und die Zeitberechnung.
Die Sonne und damit der Mittag als Zeit höchsten Sonnenstandes wan-
dert in 24 Stunden einmal um die Erde. Ihre Bahn liegt parallel den Brei-
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