Zeitberechnung. 133
tenkreisen, schneidet also alle 360 Meridiane. Genauer ausgedrückt: Die
Sonne schneidet die Meridiane der Himmelskugel und überwandert dabei
4ie tief unter ihr liegenden Erdmeridiane. Folglich dauert die Reise von
einem Meridian zum nächsten Z = En Stunde = 4 Minuten. Orte, die
15 Längengrade voneinander entfernt liegen, haben 60 Minuten Unterschied
im Eintritt des „wahren Mittags“. Würden alle Leute ihre Uhren nach dem
Eintritt des Sonnenhöchststandes stellen, so würden wir bei einer Reise von
W nach O überall andere „Ortszeit“ vorfinden. Das läßt sich (z. B. für den
Eisenbahnverkehr) gar nicht praktisch durchführen. Man hat deshalb für
Deutschland eine „Einheitszeit‘“, die „Mitteleuropäische Zeit“ (M. E. Z.)
eingeführt, die sich nach dem „wahren Mittag‘ des 15. Meridians östlich
von Greenwich richtet, also 1 Stunde vor Greenwicher Zeit geht. Teilt
man die ganze Erdkugel in 24 „Zeitzonen‘‘ von je 15 Längengraden, So
müßte man bei einer Reise westöstlich um die Erde seine Uhr 24mal um
je 1 Stunde vorstellen (wir reisen dem Sonnenaufgang entgegen). Kämen
wir dann wieder daheim an, so ginge unsere Uhr zwar richtig — nicht aber
ınser Kalender: wir wären um einen ganzen Tag voraus! Damit eine der-
artige Datumänderung für Weltreisende möglichst wenig störend ist, hat
man mitten durch den Großen Ozean (Atlaskarte!) eine Datumgrenze gelegt,
wo sie keine Ländermassen schneidet.
Wir schließen diese Erörterung durch eine größere Anzahl von Rechen-
übungen ab, indem wir Zeitdifferenzen aus den geographischen Längen be-
stimmen, Ortszeit mit Zonenzeit vergleichen oder umgekehrt Zeitangaben
zu geographischen Längenberechnungen verwerten.
An die Übungen am Gradnetz des Globus würde sich die Beantwortung
der Frage knüpfen: Wie wird das Netz auf die ebene Fläche der
Landkarte übertragen? Die Durchführung dieser Aufgabe in einer
Form, die etwa dem Quartanerstandpunkt entspricht, ist in dem Abschnitt
über das Zeichnen als erdkundliches Unterrichtsmittel (Teil I, S. 224) ge-
yeben worden.
3. Astronomie auf der Mittelstufe.
Wer nach den vorhergehenden Anweisungen in VI bis IV astronomische
Beobachtungen angestellt hat, wer darauf systematisch den Schein in die
Wirklichkeit astronomischer Vorgänge übergeführt und den Globus mit
seinem Liniennetz ausgestattet hat, wird sich nicht verhehlen: Das war
in saures Stück Arbeit! Und mancher Leser wird vielleicht hinzufügen:
Das geht für die Unterstufe entschieden zu weit! Wir möchten ihm gern
recht geben und die Stoffe noch weiter hinaufschieben — aber man sehe
einmal die jetzt geltenden Lehrordnungen und die nach ihnen gearbeiteten
Leitfäden durch! Mit welcher Selbstverständlichkeit wird in weitaus den