Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

Heimatkunde in Sexta. 
Viel sinnenfälliger, im guten Sinne ‚spielend‘ lassen sich die Begriffe 
„Grundriß‘“ und „Plan‘‘ mit Hilfe von Spielwarenhäusern gewinnen, Wir 
kaufen uns zu diesem Zwecke eine Anzahl von Dorfhäusern ohne Grund- 
brett, etwa 8—10 cm hoch (Kirche, Pfarrhaus, Schule, Gemeindeamt, Gast- 
haus, Mühle, Schmiede, ein paar Bauernhäuser). Auf dem Fußboden eines ge- 
räumigen Schulzimmers werden sie aufgebaut, erst regellos, dann mit Über- 
legung, damit die Hauptstraße und der Dorfplatz zu erkennen ist. Dann 
setzen wir sie auf einen vom Lehrer vorbereiteten großen Zeichenbogen: 
die braune Hauptstraße mit grüner Rasenfläche in der Mitte, mit Bäumen, 
blauem Dorfteich, die Kirche inmitten des Friedhofes — Wege braun, 
Gräber grün —, das Pfarrhaus mit Garten usw., die Grundflächen der Häuser 
mit roter Tinte ausgemalt. Die Kinder blicken von oben, „aus dem Flug- 
zeug‘, auf die Siedelung, sehen auf die Dächer der Häuser, erkennen die 
Verkürzung der Mauern und stellen fest, daß die roten Flächen genau mit 
der Grundfläche der Häuser übereinstimmen. 
Wir besitzen auch einen Vorrat ganz einfacher, kleiner Stadthäuschen, 
lie wir dem einen oder anderen Kinde mit nach Hause geben mit der An- 
regung, daraus eine Straße zu bauen und den Grundriß zu liefern. Sicher 
kommen dann auch die Vorräte des eigenen Spielzeugkastens mancher 
Kinder wieder zu Ehren. Die Lösungen der Aufgabe sind psychologisch 
interessant: bald ganz gedankenlos, bald wohlüberlegt, sicher aber alle 
kräftig bunt! 
Nun könnte man an den Plan des Schulgrundstückes gehen. Die 
Aufgabe ist schon schwieriger: der Blick von oben fällt weg; die Übertragung 
in den verjüngten Maßstab macht Mühe, Vielleicht schaffen größere 
Schüler im Werkunterricht maßstabgerechte, wenn auch sonst stark ver- 
einfachte Modelle des Schulhauses nebst Turnhalle u. a. Auch sie werden 
auf einen gezeichneten Grundriß gesetzt und zwar in richtiger Orientierung. 
Die Kinder üben aus ihrer Erinnerung Kritik an dem Werke; sie entdecken 
mit Vergnügen, daß alles „stimmt‘‘, die Bäume im Schulhof, das Alpinum, 
das Wasserbecken, die Springgrube, der Fahrradschuppen. Kurz — der 
lächenhafte Grundriß wird vom kindlichen Geiste zum Naturbild rekon- 
struiert. Und das ist unser Hauptziel! 
Als weiteren Übergang zum Stadtplan bieten wir die nähere Um- 
gebung der Schule, etwa 400x600 m umfassend. Die Straßen sind braun, 
nur die öffentlichen Gebäude rot, das übrige bebaute Gelände weiß. Ehe 
der Plan vorgeführt wird, durchwandern wir alle dargestellten Straßen; 
vielleicht helfen uns hierbei ein paar Primaner, die im Anschluß an den 
Unterricht oder in einer großen Pause die Kinder durch einige Straßenzüge 
führen. Auch dieser Teilplan wird noch auf den Fußboden gelegt und 
richtig orientiert, 
Von den Teilstücken schreiten wir zur Auffassung des Gesamtplanes
	        
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