Lehrstoff für Untersekunda.
das Leben unserer Hafenstädte — als durch allgemeine Behandlung (vgl.
Ratzel!),. für die auf der Oberstufe noch Zeit genug bleibt. Ja, wenn erst
Unterrichtsreisen mehr in Aufnahme gekommen sind, dann müßte eine
gemeinsame Fahrt an die Wasserkante, eine Besichtigung von Hafen- und
Werftanlagen, von Auswandererdampfern und Kriegsschiffen unter allen
Umständen ausgeführt werden.
Ostsee. Auch die Ostsee ist zunächst als Ganzes zu überblicken und
als Hohlform innerhalb einer glazialen Landschaft zum Verständnis zu
bringen. Dieser erdgeschichtliche Gesichtspunkt erklärt allein die meisten
Eigenarten der Küstenbildung: die Förden und Bodden, die sonderbare
Form Rügens, den Wechsel von diluvialen Kernen und jüngsten Sand-
anschwemmungen. Die jüngsten Meeresströmungen haben wie auf Rügen
auch sonst noch landbildend gewirkt, haben Strandseen und Haffe, Neh-
tungen und Dünenstrand — kurz, eine Ausgleichsküste — geschaffen.
Die Handelsbedeutung der deutschen Ostseeküste hat mehrfach ge-
wechselt. Hier waren die mächtigen Niederlassungen der Hanse von Lübeck
bis nach Kurland und hinüber nach Gotland. Dann ging der Ostseehandel
stark zurück, als der Atlantische Ozean die Hochstraße des Weltverkehrs
wurde, Die letzten Jahrzehnte haben einen erneuten Aufschwung gebracht
durch die deutschen Kanalbauten und. durch den Verkehr vor und nach
Rußland. Es ist reizvoll, in den Stadtbildern diesem Wechsel der Zeiten
nachzuspüren: neben den alten Giebelhäusern, den mächtigen, weithin
sichtbaren Backsteinkirchen, den engen Gassen und Kanälen die neuen
Straßen, die riesigen Werftanlagen und Speicher, die großen Frachtdampfer
und nicht zuletzt die Kriegsschiffe. Lübeck und Danzig, Kiel und Stettin
sind die besten Beispiele hierfür; sie sollten durch Lichtbilderreihen dem
Binnenländer vertraut gemacht werden.
Eine besondere Lehreinheit bildet der Nordostsee-Kanal. Seine Bauten
— Schleusen, Hoch- und Drehbrücken —, seine Ausmaße, seine Bedeutung
im Frieden und Krieg werden eingehend erörtert.
Politische Übersicht Norddeutschlands.
Wie bei Süddeutschland sorgt eine große Hauptwiederholung dafür, den
Stoff nicht nur in der alten Reihenfolge wiedergeben zu lassen, sondern ihn
neu zu gruppieren, zu vergleichen und in höhere Einheiten zu bringen. Das
Einordnen in die Staatengrenzen ist wiederum ein gutes Mittel, das Namen-
wissen zu festigen. Wie weit soll man in der politischen Gliederung gehen?
Die Staatenkarte gibt die Grenzen der Provinzen und Regierungsbezirke.
Diese Einteilung mit den in den einzelnen Bezirken liegenden Städten
dauernd im Kopfe zu behalten, ist für die Schüler weder ohne Überlastung
möglich, noch notwendig. Aber sie zu Übungszwecken zu benutzen, wenn
der Schüler eine Leitfadenübersicht neben dem Atlas zur Verfügung hat,
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