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Lehrstoff für Untersekunda.
behaupten können, Nur ein einiges Deutschland wird sich in der Welt als
wirtschaftliche Macht durchsetzen können. Diese Erkenntnis hat uns mit
aller Bitterkeit der Schluß des Weltkrieges bestätigt. Sie bereits unseren
Schülern einzuimpfen, ist eine ernste Erziehungsaufgabe. Deutschlands
Wirtschaftsleben auf dem Wege des Arbeitsunterrichts den Schülern nahe-
zubringen, betrachten wir als eine Aufgabe für Oberprima. Am Schlusse
der Untersekunda wird uns Zeitmangel zu einem abgekürzten Verfahren
zwingen. Aber die Hauptgedanken, die wir in einem späteren Abschnitt
(S. 375) entwickelt haben, lassen sich auch hier schon gewinnen!?,
Deutschland als Weltmacht.
Eine Versorgung des deutschen Volkes mit den Nahrungsmitteln der
eigenen Scholle ist auf die Dauer nicht durchführbar — das haben uns die
Zahlen der Statistik bewiesen und das hat uns der Weltkrieg lange genug
fühlen lassen. So mußte Deutschland vom Ackerbaustaat zum Industrie-
staat fortschreiten, um mit den Industrieerzeugnissen die fehlenden Nah-
rungsmittel bezahlen zu können. Dieser Zweck wird aber nur erreicht,
wenn das Ausland die Industrieerzeugnisse kauft, und so ist der Schritt
zum Welthandelsstaat für uns eine Lebensfrage geworden. Er ließ sich
nicht mehr aufhalten; wir können uns nur mit der Tatsache abfinden und
überlegen, welche guten und unangenehmen Folgen unsere Beteiligung an
der Weltwirtschaft hat. Im Anschluß an Arndt! 1äßt sich diese Frage etwa
folgendermaßen beantworten:
A. Vorteile der Weltwirtschaft.
1. Wir verschaffen uns Waren, die es bei uns nicht gibt (Baumwolle,
Kautschuk, Kaffee, Tee, Kakao, Rohseide, Reis, Petroleum). ;
2. Wir beziehen Waren, die bei uns nur in geringer Güte zu haben
sind (Mais).
3. Wir beziehen Waren, die das Inland nicht in genügender Menge liefert
(Wolle, Weizen, Gerste, Wein, Kupfer, Pelzwerk, Eisenerz, Holz).
4. Die deutsche Industrie erhält ein ungeheures Absatzgebiet.
5. Indem jedes Land eine Warengruppe besonders gut herstellt, steigert
sich durch diese Arbeitsteilung die Güte der Erzeugnisse.
6. Das wirtschaftliche Leben wird stetiger; Mißernten z.B. werden
eichter ausgeglichen,
7. Der Wohlstand der Bevölkerung steigt. Denn je mehr Ware erzeugt
ınd verkauft wird, desto mehr Gewinn kann verteilt werden.
B. Nachteile.
1. Wir werden vom guten Willen des Auslandes abhängig (Preisbildung,
Zölle).
ı Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft. (Aus Nat. u. Geistesw.) Leipzig,
2. Aufl., 1913.