Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

198 
Länderkunde angeschlossen werden, soll die Oberstufe in den Rahmen der 
allgemeinen Geographie länderkundliche Darstellungen hineinarbeiten. 
4. Hettner, der die allgemeine Erdkunde innerhalb des Schulunterrichts 
möglichst einzuschränken rät, macht auf eine irrtümliche Auffassung ihres 
Wesens aufmerksam: „Es ist falsch, wenn man die allgemeine Geographie 
mit genereller, die Länderkunde mit individualisierender Betrachtung für 
gleichbedeutend hält. Der allgemeinen Geographie fallen die singulären 
Erscheinungen zu, die nicht auf einen kleineren Erdraum oder auch 
nur einen Erdteil beschränkt sind, sondern sich über die ganze Erde oder 
doch mehrere Erdteile erstrecken, wie, um einige Beispiele zu nennen, die 
Anordnung der Kontinente und Ozeane und Mittelmeere, der Vulkangürtel 
der Erde, das System der Meeresströmungen, das System der atmosphä- 
rischen Zirkulation, die Anordnung der Florengebiete, das Weltstaaten- 
system, der Weltverkehr, die Weltwirtschaft.“ ‚Eine allgemeine Geographie 
im Sinne der großen singulären Komplexe und Systeme ist natürlich ebenso 
notwendig wie irgendeine Landeskunde.“ Damit schränkt sich Hettners 
ablehnende Stellung ein auf die zweite Aufgabe der allgemeinen Erdkunde, 
die „generelle Betrachtung“. „Wir messen der vollen Allgemeinheit 
der Begriffsbildung, die natürlich nur in der allgemeinen Geographie möglich 
ist, einen geringeren didaktischen Wert bei als der größeren Lebensfülle 
und der direkteren Verbindung mit Ursachen und Wirkungen, wie sie nur 
in der Länderkunde gegeben werden kann. Wir versprechen uns z. B. eine 
lebendigere Vorstellung und ein sicheres Wissen, wenn die Trogtäler, die 
Lawinen und Gletscher, die Föhnwinde, die alpinen Gesträuche und die 
Sennwirtschaft in die Beschreibung der Alpen hineingesetzt, in ihr ent- 
wickelt, miteinander in Verbindung gebracht werden, und wenn dann bei 
der Beschreibung anderer Gebirge darauf verwiesen, die Begriffe in die 
Erinnerung zurückgerufen und unter Umständen erweitert oder auch ab- 
geändert werden, als wenn sie abstrakt in der allgemeinen Geographie ent- 
wickelt und bei der Beschreibung der Alpen oder anderer Gebirge nur über- 
nommen und konkreter ausgestaltet werden.‘ Auch diesen Sätzen können 
wir bis zu einer gewissen Grenze zustimmen, ja die ganze methodische Durch- 
führung der vorhergehenden Abschnitte ist eine Anweisung, wie man lebens- 
frische Länderkunde treiben und dabei doch zielbewußt in die Gattungs- 
begriffe der erdkundlichen Wissenschaft einführen kann. Es fragt sich nur, 
ob diese Methode durch die ganze Schulzeit unverändert beibehalten werden 
soll, und hier erst scheiden sich unsere Ansichten. Hettner gibt ohne weiteres 
zu, daß die höchste Stufe der Darstellung immer die systematische ist, 
„Aber eine ganz andere Frage ist es“ — so schließt er weiter —, „ob sie 
schon für die Schule, auch in den oberen Klassen, die zweckmäßigste Form 
ist; ja ich bezweifle sogar, ob sie für den Universitätsunterricht die allein- 
seligmachende Form ist.‘ ‚Die methodische Darstellung stellt die Länder- 
Oberstufe.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.