Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

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Oberstufe. 
strichzeichnung gründet sich auf die Höhenlinien — das muß zunächst 
erfaßt werden, indem der Schüler Bruchstücke einer Höhenlinienkarte mit 
Bergstrichen ausstattet. Diese erscheinen dabei als der kürzeste Weg zwischen 
je zwei Horizontalen, als Weg des abrinnenden Wassers, ohne daß auf Strich- 
stärke und -entfernung zeichnerisch Rücksicht genommen wird. Erst die 
Erfahrung, daß dabei keinerlei plastische Wirkung erzielt wird, drängt das 
Bedürfnis auf, den Bergstrich gleichzeitig als Schattenstrich zu verwerten. 
Die Nachteile der einseitig schrägen Beleuchtung werden noch einmal auf- 
gefrischt, und darauf wird das Wesen der senkrechten Beleuchtung klar- 
gestellt. Durch ihre Anwendung kommt nicht in erster Linie die Höhe, 
sondern die Steilheit, der Böschungswinkel des Geländes zur Veranschau- 
lichung, und darin liegt der springende Punkt für ihre militärische Anwend- 
barkeit. Bereits der Ingenieur-Major Ludwig Müller, der Kartograph 
Friedrichs des Großen, wandte das Verfahren an; wissenschaftlich aus- 
gebaut wurde es von dem sächsischen Major Joh. Georg Lehmann. Er brachte 
durch gesteigerte Strichstärke die verschieden abgetönte Wirkung heraus, 
und zwar auf Grund folgender Tabelle: 
Böschungswinkel Weiß : Schwarz 
50 8:1 
109 {:2 
150 6:3 
20° 5:4 
259 4:5 
30° 3:6 
350 2:7 
409 1:8 
45° 0:9 
Die deutsche Reichskarte wendet nicht mehr die Lehmannsche Manier 
an. Sie gibt volles Schwarz erst bei 50° Böschung, hat auch den Grundsatz 
einer streng durchgeführten senkrechten Beleuchtung durch eine freiere 
künstlerische Behandlung ersetzt. Ihre Erläuterung geht über das Schul- 
ziel hinaus. Näheres hierzu bieten: 
H. Zondervan, Allgemeine Kartenkunde. Leipzig 1901. 
Jj. und M. Tschamler, Die Normalschraffenskala. Zeitschr. f. Schulgeogr. 1898 ( Jahrg.20). 
M. Groll, O. Graf, Kartenkunde. Göschen 1922/23. 
Kartenprojektionen. 
Ein Lehrgang, der die allgemeine Erdkunde in ununterbrochener Folge 
darbieten will, wird auf die Besprechung der amtlichen Kartenwerke am 
besten die Kartenentwurfslehre unmittelbar folgen lassen. Die Rücksicht 
auf den mathematischen Unterricht wird es allerdings empfehlenswerter 
erscheinen lassen, das schwierige Gebiet noch hinauszuschieben. wenn nicht
	        
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