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Kartenprojektionen.
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bis Unterprima, so doch bis zum Ende der allgemeinen physischen Erd-
kunde. Seit Ende der Unterstufe ist dieser Stoff nicht wieder ernstlich in
Angriff genommen, und man kann im Zweifel sein, ob er nicht überhaupt
ganz aus der Erdkunde hinausgewiesen und der Mathematik überlassen
wirdl. Viele Erdkundelehrer würden hiermit schon aus persönlichen Gründen
gern einverstanden sein. Sachlich würde dafür noch die Erwägung sprechen,
daß ein tiefes Eindringen in die Kartennetzlehre ein selbständiges zeichne-
risches Erarbeiten der Hauptprojektionen zur Voraussetzung hat, und dafür
kann höchstens der Unterricht in darstellender Geometrie Raum schaffen.
Andererseits lehrt die Erfahrung, daß der Mathematiker in der Regel gerade
diejenigen Projektionen, die im Atlas angewandt werden, am wenigsten
berücksichtigt. Höchstens dort, we Mathematik und Erdkunde in einer
Hand liegen und der Lehrer dem Stoffe eine besondere Teilnahme entgegen-
bringt, dürfte er für einen geschlossenen Lehrgang der Netzlehre mit Zeichen-
übungen Zeit und Raum schaffen. Ein Beispiel, wie unter derartigen Vor-
aussetzungen der Stoff behandelt werden könnte, finden wir in dem Leit-
faden der allgemeinen Erdkunde von Bruhns (Leipzig, List u. v. Bressens-
dorf, 1912).
Unsre Darstellung nimmt den ungünstigen Fall an, daß die Geographie
völlig auf sich selbst angewiesen ist. Dann ist es unsre Pflicht,, den Stoff
in der denkbar einfachsten Weise, unter Ausschaltung aller schwierigen
mathematischen Ableitungen darzubieten.
Eine starke Vereinfachung läßt sich erreichen, wenn der Lehrer sich
durch große Zeichnungen in sauberer, genauerer Ausführung — also nicht
nur durch rohe Kreideskizzen — ein brauchbares Anschauungsmittel schafft.
Wie auf solcher Grundlage der Stoff bewältigt werden kann, sei durch ein
praktisch erprobtes Beispiel erläutert.
Von ganz besonderem Vorteil ist es, möglichst alle Zeichnungen auf eine
bestimmte Kugelform zu gründen, so daß durch unmittelbaren Vergleich
die einzelnen Flächenverzerrungen veranschaulicht werden. Wir wählen
hierzu einen schwarzen Schieferglobus mit rotem Gradnetz; ein Durch-
messer von 30 cm ist hinreichend und wegen der sonst zu groß ausfallenden
Zeichnungen möglichst auch nicht zu überschreiten. Für viele Zwecke
wäre eine Halbkugel noch geeigneter (Nordhemisphäre); doch ist sie fertig
:m Handel schwer zu beschaffen?, Die Zeichnungen werden, soweit angängig,
auf gleichgroße Bogen (40 x 50 cm) angefertigt, einige, die steif aufrecht
ı Eine neue wissenschaftliche Bearbeitung des Gesamtgebietes gibt: Walter Geisler,
Das Bildnis der Erde. Ein Leitfaden und Praktikum der gesamten Kartenwissenschaft.
Halle a. S. 1925.
2 Es sei hier hingewiesen auf den „Apparat zur Veranschaulichung der verschiedenen
Kartenprojektionen‘“ von Hauptmann R. Stricker, Wien, Freytag & Berndt. (Beschrieben
nn der Kartograph. u. Schulgeogr. Zeitschrift 1913, S. 164, 181.)