218
Oberstufe.
lem Halbkreis geführt, und zwar bis zum oberen Blattrand. Zweite Zeich-
aung: Eine Gerade von der Länge des Globusdurchmessers (schwarz!)
lient als Ausgang; sie ist die Projektion des Längenhalbkreises aus der
ersten Zeichnung. Auf diese setzen wir das erste Blatt mit dem oberen
Rand auf und tragen die Abstände der Sehstrahlen mit roter Tinte ab.
Sie geben die Radien, mit denen wir die Breitenkreise zeichnen. Um anzu-
deuten, welche Teile des Netzentwurfs durch Perspektive gewonnen worden
sind, wählen wir für die Breitenkreise blaue Farbe. Nach Teilung eines
Kreises ziehen wir das Strahlenbüschel der Meridiane (schwarz) ein. Er-
zebnis: Die Meridiane schneiden einander unter richtigen Winkeln. Alle
3reitenkreise sind längentreu; denn sie haben den gleichen Radius wie auf
jer Kugel. Sie sind aber nicht gleichabständig, sondern nach außen zu
immer näher gerückt, wodurch eine plastische Wirkung hervorgerufen wird.
Das ganze Kartenblatt hat kreisförmigen Umriß.
Eine weitere Überlegung führt zur Ausführung der orthographischen
Vertikal- oder Äquatorialprojektion. Eine Pappscheibe diene als
Veranschaulichungsmittel. Sie wird so an den Globus gelegt, daß sie einen
Punkt des Äquators berührt, daß sie demnach mit der Erdachse parallel
liegt. Sie ist die Projektionsebene. Es ergibt sich ohne weiteres, daß sie
von einem kreisförmig erscheinenden Meridian begrenzt wird und daß der
Mittelmeridian sowie die sichtbare Hälfte des Äquators als rechtwinklig
einander schneidende Gerade erscheinen. Es ändert nichts in der Wirkung
der parallelen Sehstrahlen, erleichtert aber den Denkvorgang, wenn wir die
Bildebene parallel mit sich selbst verschieben, bis sie sich mit einem meri-
dionalen Hauptschnitt durch die Erde deckt, Jetzt zeigt sich, daß die
Schnittpunkte der Breitenkreise mit dem Grenzkreis durch einfache Ab-
tragung der 10°%°-Winkel gefunden werden. Durch Verbindung der gegen-
überliegenden Schnittpunkte erhalten wir die Breitenkreise als parallele
Gerade, die nach den Polen zu näher aneinander rücken, Die schwierigste
Aufgabe ist die Projektion der Meridiane. Versuchen wir die Lösung durch
Anfertigung eines körperlichen Modells. An unsere kreisrunde Pappscheibe
‚egen wir rechtwinklig — wie Konsole — einige Halbkreisflächen, deren
Durchmesser sich mit den Projektionen der Breitenparallelen decken. Es
ist klar, daß deren Umfänge in Lage und Größe durchaus den betreffenden
Breitenkreisen selbst entsprechen. Also lassen sich auf ihnen auch die
Schnittpunkte der Meridiane genau angeben. Ziehen wir durch diese Schnitt-
punkte parallele Sehstrahlen nach den projizierten Breitenkreisen, so
erhalten wir die orthographische Projektion der Schnittpunkte auf unsere
Bildebene. Wird der gleiche Versuch auf allen Parallelkreisen gemacht, so
ergibt sich ein System von Schnittpunkten, die in der Reihenfolge ihrer
Zusammengehörigkeit zu Kurven verbunden werden. Selbstverständlich
wählt man zur wirklichen Konstruktion nicht das körperliche Modell, son-