Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

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Oberstufe. 
matischen Klippen zu umgehen, die uns die praktische Erfahrung gezeigt 
hat. Trotz aller Erleichterungen aber möge der Lehrer nicht hoffen, den 
Stoff denkbildend und gewinnbringend zu erledigen, wenn er hierfür nicht 
wenigstens 12 Unterrichtsstunden opfern will. Ein Ziel muß hierbei unter 
allen Umständen erreicht werden, und zwar ein rein geographisches: der 
Schüler muß gelernt haben, sich in ein Kartennetz soweit hinein- 
zudenken, daß er ein Urteil über den Verzerrungsgrad der 
Landkarten erhält. Das haben wir im wesentlichen schon als das Ziel 
der Unterstufenbehandlung aufgestellt, und doch bedeutet seine Erreichung 
auch für den Sekundanerverstand noch ein tüchtiges Stück ernster Denk- 
arbeit! Umsonst ist diese Arbeit gewiß nicht geleistet worden, nicht zuletzt 
im Interesse eines Hauptzieles erdkundlicher Allgemeinbildung, nämlich 
der Schulung im räumlichen Denken. Das mögen vor allem jene 
Methodiker nicht außer acht lassen, die gerne die Oberstufe möglichst un- 
gekürzt der Länderkunde widmen möchten. 
B. Physische Erdkunde. 
Dem kleinen Ausschnitt aus der Kartenlehre folgt in Obersekunda als 
Hauptthema die physische Erdkunde, soweit sie sich auf das Unorga- 
ıische bezieht. Man kann den Weg von außen nach innen wählen und der 
Reihe nach die Luft-, Wasser- und Gesteinshülle der Erde behandeln. 
Es wird sich aber empfehlen, vor Festlegung der Reihenfolge Fühlung mit 
den Nachbarfächern zu nehmen und die Behandlung der Wärmelehre und 
der Mechanik gasförmiger Körper dem Unterricht in Klimalehre möglichst 
vorausgehen zu lassen, ebenso wie die Morphologie ein wesentlich anderes 
Gepräge erhalten kann, wenn ein besonderer Geologieunterricht den Boden 
jereitet hat. So wertvoll und zum Teil unerläßlich derartige Vorarbeiten 
auch sind, der Erdkundelehrer möge sich nie darauf verlassen, daß die nach 
dem Lehrplan anzunehmenden Vorkenntnisse bei den Schülern auch wirklich 
vorhanden sind. Manches, was uns als wichtiges Glied in der Entwicklungs- 
kette der Gedanken erscheint, ist dem Physiker nebensächlich; und wenn 
der Naturgeschichtslehrer Geologie treibt, so hat er vielfach andere Ziele 
vor Augen als der Morpholog. So legen wir den größten Wert darauf, daß 
die Erdkunde sich selbst alle notwendigen Voraussetzungen herbeischafft 
und erst auf gesicherter Grundlage weiterbaut. Selbstverständlich wird 
dabei niemand an eine gründliche Entwicklung von physikalischen Gesetzen 
mit Hilfe experimenteller Vorführungen denken. 
Eihe zweite Vorbemerkung betrifft ebenfalls den ganzen Lehrgang. Es 
fehlt uns für die zum Teil ziemlich schwierigen Erörterungen, die sich mehr 
an das scharfe Denken des Schülers als an sein Gedächtnis wenden, an 
geeigneten Anschauungsmitteln. Hier muß der Lehrer sich vielfach selbst 
helfen. Eine einfache graphische Darstellung, auf großen Zeichenbogen mit
	        
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