Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

Heimatkunde in Sexta. 
baumförmige Zeichnung eines Flußgeäders wird entworfen. Warum 
läuft das Meer nicht über, warum versiegen nicht die Quellen? Dauernd 
steigt Wasserdampf von allen Gewässern, in größter Menge natürlich vom 
Meere in die Luft, bildet dort feine Tröpfchen, die zu Wolken vereint über 
die Länder getragen werden. So schließt sich die Lebensgeschichte des 
Flusses zu einem großen Kreislauf des Wassers zusammen. 
Die Arbeit der Gewässer. 
Die erste und leichteste Gelegenheit, den Schüler in das Wesen erd- 
geschichtlicher Betrachtung einzuführen, ihm die Veränderlichkeit des 
Naturbildes begreiflich zu machen, ist die Beobachtung der Wasserarbeit 
und ihrer Folgen. Dies wird für lange Zeit auch der einzige geologische 
Einschlag der elementaren Erdkunde bleiben. Daher ist es um so nötiger, 
die Überlegungen auf viele Beobachtungen zu stützen. Alles Wasser strebt 
als leichtbeweglicher Körper nach abwärts; es fließt, bis ihm ein Hindernis 
in den Weg tritt oder bis es den tiefsten Punkt, das Meer oder einen See, 
erreicht hat. Die Richtung des Fließens ist also abhängig von der Boden- 
neigung, Wo zwei verschiedene Böschungen zusammenstoßen, entsteht eine 
Wasserscheide (Erfahrungsbeispiel: ein Dach, von dem der Regen beider- 
seit des Firstes abfließt). Die Geschwindigkeit des Fließens hängt ab 
von der Neigung des Bodens, vom Gefälle. (Regenwasser auf der Straße 
beobachten!) Nun stellen wir als Hauptarbeiten des Wassers fest: es reißt 
Bodenteile los, schleppt sie fort, lagert sie ab. Zur Beobachtung 
eignen sich zunächst weniger die größeren Flüsse als vielmehr die kleinsten 
Rinnsale, die ein heftiger Regen geschaffen hat: die Abflußrinnen des Regen- 
wassers auf der ungepflasterten Straße, die zerfurchten Abhänge eines 
ınbewachsenen Straßengrabens, die Tälchen auf dem Boden einer Lehm- 
oder. Sandgrube oder auf dem Acker nach einem stärkeren Gewitterregen, 
Steht uns die Schlucht eines periodischen Regenbaches zur Verfügung, um 
so besser; sie bietet uns vor allem das geeignetste Hilfsmittel, um die Säge- 
arbeit der Flüsse zu erklären. Wir beobachten, wie nicht nur Lehm ab- 
gewaschen, wie das Steilgehänge unterwühlt wird und nachstürzt, sondern 
wie selbst große Steine ins Rollen gekommen sind und wie vielleicht gar die 
Menschen sich gegen die zerstörende Gewalt solcher Gewitterbäche durch 
Dämme geschützt oder wenigstens Rutengeflechte (Faschinen) angebracht 
haben. (Vgl. S. 12.). 
Ähnliche Beobachtungen werden am Hauptflusse angestellt: Das trübe 
Wasser bringt Sand und Schlamm mit; am Ufer liegen Steine, die der Gegend 
sonst fremd sind, die also eine weite Reise hinter sich haben. Sie sind dabei 
bestoßen und gerundet worden — Gerölle. (Wır legen eine Sammlung 
verschiedener Gerölle an!) Reicht die Kraft des Flusses zum Vorwärts- 
schieben nicht mehr zu, so bleiben die Steine liegen. Bei Hochwasser werden 
Ws,
	        
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