Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

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weisung außerordentlich viel gewonnen. Sie kann sich dann mehr den be- 
sonderen Wirkungen der einzelnen Witterungselemente und ihrer räum- 
lichen Verteilung zuwenden. 
Vor allem aber wird sie schließlich einige Zeit gewinnen zur Einführung 
in die spezielle Klimalehre. Es kann selbstverständlich nicht Aufgabe 
der Schule sein, hier irgendwelche Vollständigkeit zu erstreben. Aber einige 
wichtige Klimatypen müssen besprochen werden, und zwar einmal ent- 
wickelnd auf Grund von ziffernmäßigen und kartographischen Angaben 
über die meteorologischen Elemente, dann aber auch durch lebendige Schil- 
derung. Nur einige Beispiele seien genannt: ein tropisches Urwaldgebiet 
(Brasilien oder Kamerun), ein tropisches Inselklima (Java), eine Wüste, 
ein Monsunland, Ostsibirien, Grönland, das Mittelmeergebiet. 
Wer hier lebendigen Unterricht bieten will, muß viel in den Reisewerken 
bedeutender Forscher schürfen. Gerade in jenen unmittelbaren Beobachtun- 
gen, die noch nicht bis zur abstrakten Form der Mittelwerte destilliert 
worden sind, wird uns die außerordentliche Wichtigkeit klimatischer Er- 
scheinungen für das Leben der Menschen, für das Landschaftsbild, für die 
Bodenkultur so recht lebhaft vor die Seele geführt. Wir geben deshalb im 
folgenden eine bunte Reihe derartiger Lesefrüchte, die bestimmt sind, im 
Unterricht wörtlich vorgetragen zu werden und die besser als Einzel- 
anweisungen zeigen, wie ganz anders der Geograph an die Betrachtung der 
Witterungserscheinungen herantritt als der Physiker, und wie wenig eine 
Auslieferung der Klimakunde an den physikalischen Unterricht als be- 
Friedigende Lösung gelten kann. 
Ein Tag unter dem Äquator (bei Parä) nach Bates. 
Am frühen Morgen war der Himmel von Wolken rein; das Thermometer 
zeigte 22—23° C. Der schwere Tau oder Regen der vorhergehenden Nacht, 
der auf den Blättern lag, wurde schnell von der glühenden Sonne aufgesaugt, 
die gerade vor uns im Osten aufging und schnell zum Zenit emporstieg. 
Die junge Natur war frisch, neue Blätter und Blüten hatten sich rasch ent- 
faltet. An manchem Morgen erschien ein ganzer Baum in Blüte, wo abends 
vorher nichts als eine einförmige Masse des grünen Waldes zu sehen war 
-— eine Blütenkuppel plötzlich wie durch Zauber hervorgebracht. Die Vögel 
waren munter; von den wilden Fruchtbäumen hörten wir das durchdringende 
Geschrei des Pfefferfressers#ASchwärme von Papageien flogen in großer 
Höhe vorüber. Gegen 2 Uhr nimmt die Hitze rasch zu (33—34°), und es 
verstummen alle Vögel und Säugetiere; nur auf den Bäumen hört man hier 
ınd d» ta8 schrille Zirpen @her Zikade. Das Laub wird schlaff und welk; 
lie RBı verlieren ihre Blätter. Im Juni und Juli kommt gewöhnlich 
um die. ...t ein tül"/ Hier Platzregen, der eine höchst willkommene Kühlung 
ıringt. Die AnnäheLu.? der Regenwolken findet immer auf folgende Weise
	        
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