Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

Oberstufe. 
einige gute Photographien (z. B. von der N. P. G.) und fügen eine lebendige 
Schilderung jener Riesenbrandung hinzu, die die ganze Westküste Afrikas 
von Togo bis nach Südwest heimsucht und der Schiffahrt schwere Hinder- 
nisse bereitet. 
Kalema an der westafrikanischen Küste (nach Pechuel-Lösche): 
Eine schwere Kalema ist eine großartige Naturerscheinung, namentlich 
bei vollkommener Windstille, wenn weder kleinere kreuzende Wellen die 
andringenden Wogen brechen und beunruhigen, noch das Spiegeln der 
Wasserfläche aufheben. Von einem etwas erhöhten Standpunkt aus er- 
scheint dem Beobachter das glänzende Meer von breitgeschwungenen, regel- 
näßigen Furchungen durchzogen, welche durch Licht und Schatten mar- 
kiert und unabsehbar sich dehnend annähernd parallel mit der mittleren 
Randlinie angeordnet sind. Von den aus der Ferne nachdrängenden ununter- 
brochen gefolgt, eilen die Wellen in mächtiger, aber ruhiger Bewegung heran 
ınd heben sich höher und höher in dem allmählich flacher werdenden Wasser, 
ım endlich nahe am Strande in schönem Bogen überzufallen. Während eines 
Augenblicks gleicht die Masse einem flüssigen, durchscheinenden Tunnel, im 
nächsten bricht sie mit gewaltigem Sturze donnernd und prasselnd zu- 
ermmen, Dabei werden wie bei Explosionen durch die im Inneren einge- 
preßte Luft Springstrahlen und blendende Wassergarben emporgetrieben; 
dann wälzt sich die schäumende, wirbelnde Flut am glatten Rande hinauf, 
ım alsbald wieder wuchtig zurückzurauschen, dem nächsten Roller ent- 
gegen. — Einen besonderen Reiz gewinnt das Schauspiel, wenn heftige Wind- 
stöße, etwa bei einem losbrechenden Gewitter, den Rollern vom Lande 
>ntgegenwehen, ihre vordere ansteigende Hälfte treffend, sie zu höherem 
Aufbäumen zwingen und ihre zerfetzten Kämme hinwegführen; jeder heran- 
stürmende Wasserwall ist dann mit einer sprühenden, flatternden Mähne 
geschmückt. Von unvergleichlicher, geheimnisvoller Schönheit ist der 
Anblick der Kalema des Nachts, wenn das Wasser phosphoresziert, von 
blitzähnlichem Leuchten durchzuckt wird, oder wenn das Licht des Voll- 
mondes eine zauberische, in höheren Breiten unbekannte Helligkeit über 
sie ergießt, und nicht minder des Abends, wenn die Farbenglut eines präch- 
tigen Sonnenuntergangs im wechselnden Spiel von dem bewegten Elemente 
widerglänzt. Das Getöse, welches diese Art der Brandung hervorbringt, 
erinnert in einiger Entfernung sowohl an das Rollen des Donners wie an 
das Dröhnen und Prasseln eines vorüberrasenden Schnellzugs, durch seine 
Gemessenheit aber auch an das ferne Salvenfeuer schwerer Geschütze.“ 
Die Kraftwirkungen der Brandungswelle sind ungeheuer. Man kann 
sagen: die Brandung sammelt die Energie des Windes auf und 
überträgt sie auf eine verhältnismäßig kleine Fläche. Einige 
Beispiele für die Kraftleistungen: Bei den Shetlandinseln wurden Gneis- 
blöcke von 6—13 t Gewicht mehr als 20 m weit über den Seespiegel hinaus- 
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