Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

Allgemeine Erdkunde des Menschen. 319 
Weitere Einteilungen bei Gelegenheit einer Wiederholung ließen sich finden 
nach der Herkunft des Materials (tierisch, pflanzlich, mineralisch) oder nach 
lem zu schmückenden Körperteil. 
Allgemeine Erdkunde des Menschen. _ 
Die Völkerkunde, an sich nur eine Hilfswissenschaft der Erdkunde, hat 
uns den Weg gebahnt von der allgemeinen physischen hinüber zur Mensch- 
heitsgeographie. Es ist ein wichtiges und doch sehr schwieriges und viel 
amstrittenes Gebiet, das wir damit betreten. Über einen Punkt herrscht 
wohl heute keine Meinungsverschiedenheit mehr: der Mensch gehört 
unbedingt in das Arbeitsgebiet der Erdkunde. Denn er hat seine 
Spuren tief in die Erdoberfläche eingegraben, und umgekehrt ist keine 
menschliche Kulturbetätigung ohne mannigfache Naturbedingtheit denkbar. 
Dieses Wechselspiel zwischen Natur und Mensch verstehen zu lehren ist 
die Hauptaufgabe der „Anthropogeographie‘“‘. 
Auch darüber ist kein Zweifel, daß anthropogeographische Unterweisungen 
gerade innerhalb des abschließenden Unterrichts unserer höheren Schulen 
von besonderem Werte sind. Der abgehende Primaner sieht sich alsbald 
nach seiner Entlassung inmitten eines ungeheuer verwickelten Getriebes 
gestellt, das zu verstehen ihn sein Bildungsgang befähigen soll. Ob er sich 
vorwiegend mit dem klassischen Altertum oder mit den Naturwissenschaften 
beschäftigt hat, das Endziel ist das gleiche: Verständnis der Gegen- 
wartskultur. Insoweit unsere Kultur das Endglied einer langen Entwick- 
lung ist, fällt der Geschichte die Aufgabe zu, die Zusammenhänge mit 
früheren Entwicklungsstufen aufzudecken. Insofern sie in den mannigfachen 
Naturgegebenheiten wurzelt oder auch im Austausch mit den gleichzeitig 
jestehenden Kulturkreisen anderer Ländergebiete, hat die Erdkunde die 
Einführung zu übernehmen. Eins ohne das andere ist eine pädagogische 
ATalbheit, Diese Erkenntnis wird wohl nun endlich auch in den Kreisen 
der klassischen Humanisten und Historiker Boden finden — zugleich mit 
der selbstverständlichen Folgerung, daß Geschichte und Erdkunde auf 
der Oberstufe gleiches Daseinsrecht besitzen! Leider lassen die 
jüngsten Stundentafeln von dieser Gleichbewertung noch nichts spüren —- 
einseitiger Historizismus ist deren Kennzeichen! 
„Gegenwartskultur‘“, dieses Wort ist so umfassend, daß man darunter 
sich sehr viel — oder nichts denken kann. In den pädagogischen Schriften 
‚indet man dafür meist enger umgrenzte, wenn auch etwas einseitige Schlag- 
worte. Für die einen äußert sich Kultur vor allem im Wirtschaftsleben. 
Sie wünschen deshalb in erster Linie wirtschaftliche Fragen behandelt zu 
sehen: Wie beutet der Mensch die Schätze der Natur aus? Wie schafft er 
‚mit ihrer Hilfe neue Werte? Mit welchen Mitteln und auf welchen Wegen 
:auscht er die Güter aus? Andere sehen eine Hauptaufgabe eines wirklich-
	        
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