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Oberstufe.
anstatt an die große Menge der Zeitungsleser wenden. Als im Anfang des
Jahres 1917 im preußischen Abgeordnetenhause die Vorlage über das Aus-
landstudium durchberaten und dabei „die Politisierung des Volkes und
besonders seiner Führer in Staats-, Schul- und Volkswirtschaft‘ gefordert
wurde, wies einer der Redner (Dr. v. Campe) auf die Notwendigkeit hin,
politisch-geographische Tagesfragen im Unterrichte zu erörtern. Er empfahl
labei etwa folgende Themen: die Bedeutung des Mittelmeeres, die Probleme
des Stillen Ozeans, der Suezkanal, der Panamakanal, Rußlands Trieb zum
Meere, Entstehung des nordamerikanischen Volkes, Italiens mitteleuropäische
Interessen, die Balkanländer, das österreichisch-ungarische Völkergemisch,
die Bagdadbahn, Verhältnisse von Mesopotamien u.a. Aus der Unterrichts-
praxis an einer französischen Schule führte er an: die Marokkofrage, das
Grenzgebiet zwischen Deutschland und Frankreich und verschiedene mehr
historisch gefärbte Fragen.
Solche Tagesfragen lassen sich recht wohl im erdkundlichen Oberklassen-
unterricht besprechen und zwar im unmittelbaren Anschluß an Zeitungs-
aufsätze oder andere kurze Veröffentlichungen. Als Beispiele seien folgende
aus Zeitungen zusammengestellte Aufsätze genannt: Griechenlands poli-
tisch-geographische Stellung (Philippson), Trialismus und Adriaverschließung.
französische Kolonialwirtschaft, das Weiße Meer und Rußland (Jacobi),
die nordamerikanische Union und das deutsche Wirtschaftsleben (Steche),
England und die gelbe Gefahr, Frankreich in Syrien, die Kap-Kairo-Bahn,
Englands Stellung zur Bagdadbahn (Täckh), der britische Imperialismus,
Chinas Schicksalstunde, das russische Bauerntum, die Bedeutung eines
Kanaltunnels, die südslawische Frage in wirtschaftlicher Bedeutung, die
Dardanellenfrage, Letten und Esten (Rohrbach), Deutsche Gemeinden in
der Tschechoslowakei (Erwin Stein), Auswandern oder Siedeln? (Reuther),
Der Kampf um das Petroleum. Diese Blütenlese aus Tageszeitungen läßt
sich natürlich auf das beste ergänzen, wenn man unsere erdkundlichen
Fachzeitschriften (Geographische Zeitschrift, Geogr. Anzeiger, Zeitschr. f.
Geopolitik; Weltpolitik und Weltwirtschaft; Deutschlands Erneuerung u. a.)
zu Hilfe nimmt. Ausgezeichneten Stoff zu Vorträgen bieten ferner die
kleinen Hefte, die das Institut für Meereskunde in Berlin veröffentlicht und
aus denen wir eine Auswahl hier folgen lassen:
Meereskunde, Sammlung volkstümlicher Vorträge zum Verständnis der nationalen Be-
deutung von Meer und Seewesen. Jedes Heft 50 Pf. Berlin, E. S. Mittler & Sohn:
L. Glaesner, Triest und Venedig.
A. Penck, Politisch-geographische Lehren des Krieges.
H. Spies, Die Engländer als Inselvolk.
W. Vogel, Deutschlands Zurückdrängung von der See.
F. W. O. Schulze-Danzig, Die wichtigsten Kanalhäfen und ihre Bedeutung für den Krieg.
J. Graf v. Pfeil, Marokko.
A. Penck, Der Hafen von New York.