Full text: Besonderer Teil (6. Band, 2. Teil)

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Japan. 
„japanische Binnenmeer““ zwischen den drei Hauptinseln ist eine überaus 
verkehrsreiche Wasserstraße. Den größten Seeverkehr weisen auf: Kobe 
(für Kioto und Osaka), Moji (am Nordende von Kiushiu, gegenüber Schi- 
monoseki), Yokohama (für Tokio) und Nagasaki. Auf Jesso ist Hakodate 
der wichtigste Hafen, auf Korea Tschemulpo (für Söul) und der Überfahrts- 
ort Fusan. Mehr als 10 000 Seeschiffe kommen in Japans Häfen jährlich an. 
Seit 1921 ist Japan die dritte Seemacht der Erde, In Indien hat es bereits 
‘\/;, des Gesamthandels in den Händen. 
i2. Japans Entwicklungsmöglichkeiten. Japans Kulturentwick- 
{ung ist durchaus unselbständig. Sie beruht zunächst auf chinesischen Ein- 
Müssen, im letzten halben Jahrhundert aber auf einer beispiellos raschen Auf- 
nahme westländischer Kulturgüter. Man hat die Japaner oft als einseitige Nach- 
ahmer geringschätzig verspottet — aber sie sind sehr zielbewußt vorwärts- 
geschritten und haben von Europa die geistigen, wirtschaftlichen und poli- 
tischen Waffen entlehnt, mit denen sie ihre Lehrmeister im Weltwettbewerb 
zu besiegen hoffen. Die Entwicklung wurde begünstigt durch eine feste 
Regierung. „Der kaiserliche Wille ist immer der Leitstern der Nation ge- 
wesen.“ Die ehrgeizigen Pläne einer Erweiterung des japanischen Staates 
wurden gestützt durch eine opferfreudige, nach preußischem Muster ge- 
schulte Armee. ‚In Japan haben wir den Vorzug, daß, obwohl der Soldat 
zwangsweise ausgehoben wird, bei der Aushebung sich der höchste Grad 
von Patriotismus und Stolz auf das Vaterland zeigt.“ Dieser Stolz ist auch 
die Ursache, daß japanische Auswanderer selten die Staatsangehörigkeit 
sines anderen Landes annehmen, sondern ihren Gewinn an Geld und Kennt- 
nissen alsbald ihrem Mutterlande wieder zuführen. So sind sie wohl geeignet, 
sich zu einer Herrenrasse zu entwickeln, die namentlich den benachbarten 
chinesischen, mongolischen und russischen Staatengebilden gefährlich werden 
kann. Auch auf das französische Hinterindien erstrecken sich ihre imperia- 
listischen Pläne. Politische und wirtschaftliche Vorherrschaft in Ostasien 
ist ein unverhülltes Ziel japanischer Staatsmänner. Im Kampf um den Großen 
Ozean sind die Japaner die schärfsten Gegner der Vereinigten Staaten. 
Aber das glänzende Bild hat auch seine Schattenseiten. Das Aufblühen 
ainer Industrie nach europäischem Muster, das von der Regierung durch 
Geldvorschüsse unterstützt wird, hat neben dem alten Adel eine Geld- 
aristokratie emporgehoben. Die alte ritterliche Militärkaste wurde von einem 
Volksheer abgelöst; das Volk verlangte Anteil an der Regierung und rüttelte 
an dem Jahrtausende alten Kaisertum. Der Kaufmann, früher dem nie- 
drigsten Stande angehörig, hob seine Stellung, aber die Industriearbeiter 
verfielen der Ausbeutung. Darin liegt eine große Gefahr; denn wenn in 
Japan eine Revolution kommt, wie sie Deutschland erlebt hat, dürften die 
Folgen noch viel schlimmer sein. Vorläufig hat der für Japan günstige 
Ausgang des Weltkrieges die Verarmung des Volkes aufgehalten. Das Land 
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